Die Verhandlungen zu einem neuen Kollektivvertrag (KV) für die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner liegen vorerst auf Eis. Die Arbeitgeberseite hat die Verhandlungen in der vierten Runde unterbrochen, wie am Sonntag mitgeteilt wurde. Am Montagnachmittag folgte nun der Konter der Gewerkschaft vida. "Wir haben daher beim ÖGB eine Streikfreigabe für einen österreichweiten Warnstreik im gesamten Eisenbahnbereich am Montag, 28. November 2022, von 0 bis 24 Uhr beantragt", wird mitgeteilt. Unabhängig davon bleibe man aber verhandlungsbereit und fordere die Arbeitgeber auf, "an den Verhandlungstisch zurückzukehren".
"Die Arbeitgeber haben ein Angebot unterbreitet, welches angesichts der weiterhin steigenden Inflation Reallohnverluste von bis zu zwei Prozent bedeuten würde", so die Gewerkschaft. Die Arbeitgeberseite zeigte sich bereits zuvor erbost, man habe bis zu 12 Prozent mehr Gehalt angeboten. Der Fachverband empfahl seinen mehr als 65 Mitgliedsunternehmen, darunter die ÖBB und die Westbahn, "auf freiwilliger Basis und unter Anrechnung künftiger KV-Erhöhungen, die Löhne und Gehälter vorab mit 1. Dezember 2022 befristet auf 12 Monate um 200 Euro pro Monat, mindestens aber um 7,5 Prozent zu erhöhen".
"Streik trägt gar nichts zur Lösung bei"
Doch auch die Arbeitgeberseite betonte, weiter verhandlungsbereit zu sein und hofft auf einen Sinneswandel der vida. „Ein Streik trägt gar nichts zur Lösung bei und verschlimmert die aktuelle Situation für alle Beteiligten“, warnt Arbeitgeber-Verhandler und Obmann des WKÖ-Fachverbands Schienenbahnen Thomas Scheiber. Vor allem werde der Konflikt auf diese Weise auf Kosten der Fahrgäste ausgetragen. „Wir sind in der Verantwortung, dass wir als Sozialpartner in harten, aber fairen Verhandlungen einen KV-Abschluss für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erreichen. Doch die Gehaltsforderungen der Gewerkschaft müssen von den Unternehmen finanzierbar sein."
Aktuell würden die Bahn-Unternehmen ein durchschnittliches Gehalts-Plus von acht Prozent bieten, in den niedrigeren Einkommens-Klassen von bis zu zwölf Prozent, so die Arbeitgeberseite. "Inklusive des angebotenen Einmal-Betrages von 1000 Euro ergibt das eine durchschnittliche Erhöhung der KV-Löhne und Gehälter um mindestens plus neun Prozent", wird betont.
"Haben heuer ganz bewusst einen Fixbetrag gefordert"
Die ÖBB als größter Arbeitgeber der Branche wollen der Empfehlung zur freiwilligen Anhebung jedenfalls nachkommen. Wie ÖBB-Chef Andreas Matthä auf einer Pressekonferenz erklärte, sollen zudem alle Gehälter auf mindestens 2000 Euro brutto angehoben werden.
Die vida bleibt bei ihrer Forderung nach mindestens 400 Euro mehr pro Monat. Einmalzahlungen abseits des KVs würden nicht infrage kommen. "Wir haben heuer ganz bewusst einen Fixbetrag gefordert, weil wir die unteren und mittleren Einkommen stützen müssen", erklärte die stellvertretende vida-Chefin Olivia Janisch am Montag im Ö-1-"Morgenjournal".