Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis in das Jahr 1920 zurück. Nun musste das traditionsreiche Grazer Destillerie-Unternehmen Franz Bauer GmbH Insolvenz anmelden. Eröffnet wurde ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung, die Überschuldung liegt laut AKV bei rund 2,75 Millionen Euro. Zur Sanierungsverwalterin wurde die Rechtsanwältin Ulla Reisch aus Wien bestellt. Im Unternehmen sind aktuell 23 Dienstnehmer beschäftigt, zudem sind 128 Gläubiger von der Insolvenz betroffen, teilen die Gläubigerschutzverbände AKV und KSV1870 mit.
Das Unternehmen ist auf die Herstellung eigener Produkte bzw. aufgrund gehaltener Lizenzen sowie der Vertrieb von Edelbränden und Spirituosen spezialisiert, insbesondere importierter internationaler Premiummarken, im nationalen und europäischen Raum.
Die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre zeige massive Umsatzrückgänge, speziell durch den Wegfall des Hauptgeschäftes – die Lizenzabfüllung für Mast-Jägermeister SE – kam es zu einem Einbruch der Ertragslage, wird aus dem Insolvenzantrag zitiert. "Auch die Auswirkungen der Coronapandemie führten zu geringeren Absätzen in der Gastronomie", wird betont. "Aufgrund der negativen Entwicklung wurden seitens der finanzierenden Banken die Kreditlinien fällig gestellt, wobei bemerkenswert ist, dass im letzten Jahresabschluss soweit ersichtlich eine Fortbestehensprognose nicht erstellt wurde", so der AKV. Hinzu kommen steuerliche Nachforderungen in Bezug auf die Alkoholsteuer, teilen KSV1870 und AKV mit.
Fortführung wird angestrebt
Die Verbindlichkeiten betragen laut vorgelegtem Status 4,24 Millionen Euro, wobei EUR 2,075 Millionen auf Bankverbindlichkeiten entfallen, rund 700.000 Euro betreffen Dienstnehmeransprüche. Die Aktiva setzt man mit 1,484 Millionen Euro an, das Anlagevermögen (Betriebs- und Geschäftsausstattung, Maschinen, Fahrzeuge etc.) werde mit 417.000 Euro bewertet, das Umlaufvermögen (Warenvorräte, Halbfertige, Forderungen etc.) mit 1,067 Millionen Euro. "Hieraus ergibt sich eine rechnerische Überschuldung von 2,756 Millionen Euro", so der AKV.
Angestrebt werden die Fortführung sowie der Abschluss eines Sanierungsplans. "Vorgelegt wurde ein Finanzplan, aus welchem die Finanzierung des Fortbetriebes darstellbar ist." Der Sanierungsplan bietet eine 30-prozentige Quote, zahlbar binnen zwei Jahren.
Unrentable Unternehmensbereiche sollen laut KSV1870 "geschlossen oder eingeschränkt werden". Durch die Reduzierung soll "eine positive Fortführung des Unternehmens ermöglicht werden". Der Vertrieb der Eigenmarken soll gestärkt werden. "Die Finanzierung des Sanierungsplanes soll unter anderem aus dem Fortbetrieb des Unternehmens, dem teilweisen Abverkauf des Alkohollagers sowie der Verwertung nicht mehr betriebsnotwendigen Anlagevermögens finanziert werden."