Katharina Feiertag reibt sich die Hände – vor Freude. „Jeden Tag melden sich Arztpraxen und fragen nach einem Angebot“, erzählt sie. „Dies, obwohl wir aktiv kein Marketing betreiben.“
Zum lang ersehnten wirtschaftlichen Erfolg kam dieser Tage ein weiterer. Die 26-jährige gebürtige Weststeirerin (Söding) wurde vom US-Magazin „Forbes“ zu den „30 einflussreichsten Leaderinnen unter 30 Jahren“ in Österreich gewählt. Das eine – die steigende Nachfrage nach Feiertags Innovation Quickticket – hängt freilich mit dem anderen – der Auszeichnung durch „Forbes“ – zusammen.
Anfang 2020 gründete die Absolventin der Gesundheitsinformatik (eHealth an der FH Joanneum) mit Armin Dax-Sinkovits das Start-up Quickticket. Von einer früheren Geschäftsidee, die letztlich begraben wurde, nahmen die Geschäftspartner viele wichtige Erfahrungen mit.
Quickticket ist eine „digitale Warteschlange“ für Arztpraxen. Die von den Steirern entwickelte Software bietet Ärzten und Ärztinnen ein Programm, über das sich Patienten auf der Arzt-Website eine Nummer auf das Smartphone ziehen können. Mit dem Ticket wissen die Patienten und Patientinnen genau, wann sie an der Reihe sind – und kommen erst dann in die Praxis. „Sie sparen sich eine womöglich lange, ungewisse Zeit im Wartezimmer“, sagt Feiertag. „Zeit, die man sinnvoller nützen kann.“ Auch wenn sich der Termin verzögere, weil etwa eine Behandlung länger dauert, komme die Info direkt aufs Handy.
Gedacht wurde auch an weniger digitalaffine Menschen: Sie können an einem „Kiosk“ in der Ordination ein analoges Ticket ziehen – mit Termin und QR-Code.
Investor zeigt Interesse
Die Vorteile für Patienten (weniger tote Zeit) und Assistenten (weniger Stress) liegen auf der Hand, aber was haben die Ärzte davon? „Diese Frage war am Anfang ein Knackpunkt“, erzählt Feiertag. „Denn bei weitem nicht alle Mediziner waren aufgeschlossen für unsere Software, da sie ja für weniger volle Wartezimmer sorgt.“ Doch nun nehme sie einen Wandel in der Ärzteschaft wahr. „Ein Arzt erklärte mir, dass es für ihn viel angenehmer zu arbeiten ist, wenn er weiß, dass es in seinem Wartezimmer ruhig ist.“
Dazu komme, dass zufriedenere Patienten die Reputation von Arztpraxen heben, wie Bewertungen im Internet nahelegen. So schlage die anfängliche Skepsis ihrer Zielgruppe („Zwei Jahre lang war es schwierig“) nun in immer größere Neugierde um. In Österreich, der Schweiz und in Deutschland betreut Feiertag Quickticket-Abonnenten, die Zahl der Arztbesuche, die über das System abgewickelt werden, steige gerade exponentiell an. Bei einem nächste Woche stattfindenden Allgemeinmediziner-Kongress in Graz werden wieder neue Kunden dazukommen, ist Feiertag überzeugt. „Unsere Rakete geht gerade richtig ab.“ Dies, obwohl „wir noch gar nicht Vollgas geben, denn wir verbessern die Software jetzt noch immer weiter.“
Schon tüftelt die Gründerin aber daran, Quickticket auch auf andere Dienstleistungsbereiche auszurollen. Das bleibt nicht verborgen: Aktuell zeigen Investoren Interesse am Start-up, so Feiertag. „Wir führen Gespräche, sind aber der Meinung, dass wir es auch alleine schaffen können.“