Das Land Steiermark und das Arbeitsmarktservice haben für jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die beim insolventen Anlagenbauer Christof Industries Austria ihren Job verloren haben, Unterstützung durch die Insolvenzstiftung angeboten. Die Beschäftigten werden über die steirische Arbeitsförderungsgesellschaft aufgefangen und ihnen wird die Möglichkeit zu einer Weiterqualifizierung geboten.
Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ: "Genau für diese Aufgaben haben wir die Arbeitsförderungsgesellschaft ins Leben gerufen." Der steirische AMS-Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe bestätigte, dass man den Betroffenen einen "beruflichen Neustart und Umschulungen" ermöglichen wolle. Ein erster Termin hate am Dienstag bereits stattgefunden. 15 Personen waren dabei und zeigten Interesse.
Der Fortbetrieb von Christof Industries Austria scheint indes gesichert: Restrukturierungsmaßnahmen seien erfolgt und dank des Personals sowie der Kunden sei man "über den Erwartungen". Mehr als 70 Millionen Euro an Forderungen wurden angemeldet, davon wurden über 50 Millionen Euro anerkannt. Die Firma mit rund 350 Mitarbeitern war im September insolvent geworden.
Der Fokus liegt laut dem Insolvenzverwalterteam rund um Alexander Isola nun auf der Stabilisierung der Unternehmensgruppe: Es sollen von Eigentümerseite Gespräche mit strategischen Investoren, in Österreich und weltweit, geführt werden. Die Christof Industries Austria hatte Ende September ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht Graz beantragt. Die Passiva beliefen sich laut den Kreditschützern AKV und KSV1870 auf 66 Millionen Euro.
Mehrere Werkstätten geschlossen
Wie KSV1870 und AKV in Aussendungen bestätigten, sei das Unternehmen stabilisiert worden: "Nicht kostendeckende Teilbereiche, die Werkstätte Werndorf, Werkstätte Wels, Büro Service Wien und Forschung & Entwicklung, wurden geschlossen. Davon betroffen sind 55 Dienstnehmer." Für den Bereich Anlagenbau mit seinen 30 Dienstnehmern und 30 Projekten mit mittleren Auftragsvolumen könnte auch eine übertragene Sanierung möglich sein. Ein Investorenprozess sei in Gang gesetzt worden, so der KSV.
Fast 55 Millionen Euro Forderungen anerkannt
Laut dem Kreditschutzverband wurden bisher 769 Forderungen inklusive der 364 Dienstnehmerforderungen mit einem Gesamtvolumen von 76,7 Millionen Euro angemeldet. Von ihnen wurden bisher 54,9 Millionen Euro anerkannt. Seitens der Dienstnehmer sei aber aufgrund der zeitlich versetzten Abrechnung von variablen Lohnbestandteilen und der Endabrechnung aufgelöster Dienstverhältnisse mit weiteren Anmeldungen zu rechnen.
Hinsichtlich der Insolvenzursachen waren in erster Linie die Coronakrise bzw. dabei begleitenden Maßnahmen genannt. Diese hätten nicht nur zu massiven Kostensteigerungen bei internationalen Projekten aufgrund der Unplanbarkeit geführt, sondern auch zu massiven Projektverzögerungen. In den vergangenen zwei Jahren seien laut Christof auch "massive Lieferverzögerungen und enorme Preissteigerungen von teilweise 200 bis 300 Prozent bei Vormaterialien" sowie Energie und Transporten aufgetreten. Der Ukraine-Krieg habe wiederum mit Lieferkettenproblemen und Energiekostensteigerungen zu Buche geschlagen.