Seit Jahrzehnten bin ich Kelag-Kunde. Einmal habe ich um Nachlass gefragt. Ich habe nicht gewusst, dass ich dadurch den Tarif gewechselt habe. Über die aktuelle Stromrechnung hab ich mich echt erschreckt.
WERNER PIETSCH (Leiter Kelag-Konzernkommunikation): Sie sind offenbar in unserem Öko-Flextarif, der an den österreichischen Stormpreisindex gebunden ist - also an der Börse orientiert ist. Von dem haben Sie vergleichbar mit variablen und fixen Zinsen bei Krediten eine Zeit lang profitiert. Aufgrund der Krisen wie dem Ukraine-Krieg ist der Strompreisindex extrem in die Höhe gegangen, was Sie nun spüren. Wir haben die Kunden schon Ende des Vorjahres und Anfang dieses Jahres auf steigende Großhandelspreise hingewiesen. Drei Viertel unserer Öko-Flex-Kunden sind bereits auf den Fixtarif umgestiegen.

Was kann ich jetzt tun?
ALEXANDER JORDAN (Leiter Vertrieb und Marketing bei der Kelag): Das ist eine Frage der Entwicklung. Wenn der Strompreis weiter ansteigt, ist der Umstieg auf unseren Fixpreis sicher eine günstigere Alternative.
PIETSCH: Ab 1. Dezember tritt die Strompreisbremse in Kraft. Das heißt, bis Juni 2024 werden von den 45 Cent pro Kilowattstunde für die ersten 2900 Kilowattstunden 30 Cent gestützt. Der Preis liegt für Kunden also bei 15 Cent pro Kilowattstunde.

Kann ich die Strompreisbremse nur mit dem Fixtarif in Anspruch nehmen?
PIETSCH: Nein, die Strompreisbremse gilt für den Öko-Flextarif ebenso und Sie müssen keinen Antrag darauf stellen.

Wir sind vor Kurzem von Graz nach Seeboden zurück gezogen. Im Haus gibt es drei Stockwerke mit eigenem Zählpunkt. Im Stockwerk der Eltern liegt der Jahresverbrauch bei 2500 Kilowattstunden, in unserem bei 2700 Kilowattstunden und in dem kaum genutzten bei 200 Kilowattstunden. Sollen wir aus dem Öko-Flextarif aussteigen?
PIETSCH: Diese Entscheidung müssen wir Ihnen überlassen. Der flexible Tarif birgt Chance und Risiko. Mit dem Fixtarif sind sie nach oben hin für die nächste Zeit mit 45 Cent netto abgesichert.
JORDAN: Die gute Nachricht ist: Alle drei Zählpunkte liegen unter 2900 Kilowattstunden Jahresverbrauch, Sie profitieren also zu 100 Prozent von der Strompreisbremse.

Ich bin seit 30 Jahren Kelag-Kunde, vor sechs Jahren bin aufgrund einer Beratung auf der Messe auf den Öko-Flextarif umgestiegen. Mittlerweile hatten wir ein böses Erwachen und im Sommer 800 Euro Nachforderung.
PIETSCH: Sie haben fünf Jahre vom Öko-Flextarif profitiert. Würden Sie mit Wärmepumpe oder Strom heizen oder falls Sie von der GIS befreit sind, könnten Sie auf einen günstigeren Tarif umsteigen. Der Tarif für Wärmepumpen-Neukunden liegt bei 25 Cent.

Ich habe um zwei Monate den Absprung vom Flextarif verpasst. Am Telefon erhielt ich die Auskunft, ich werde nie mehr den alten, guten Tarif bekommen. Das tut schon sehr weh.
JORDAN: Das hat mit unserer Beschaffungsstrategie zu tun. Für unsere Bestandskunden haben wir teilweise schon vor drei Jahren Strom zu einem guten Preis eingekauft. Für Neukunden haben wir die Menge nicht.

Wie lang gilt der 45 Cent-Fixtarif für Neukunden bei der Kelag? Nur mehr eine schlaflose Nacht?
JORDAN: Ich hoffe, Sie haben keine schlaflose Nacht. Sicher in der nächsten Zeit.

Bin ich ein Jahr lang an den Fixtarif gebunden? Was ist, wenn die Strompreise wieder sinken?
PIETSCH: Es gibt keine Bindungsfrist. Sie können jederzeit umsteigen. Wir haben den Fixtarif schon einmal von 50 Cent um 5 nach unten gesenkt.

Ich bin ein alter Stromwechsler. Derzeit habe ich den Kelag Öko-Flextarif, weil mir mein vorheriger Anbieter gekündigt hat. Ein Linzer Anbieter wäre viel günstiger. Zahlt sich ein Wechsel aus?
PIETSCH: Dazu werden Sie von uns keinen Rat bekommen. Einiger solcher Anbieter sind zuletzt pleite gegangen oder haben Ihre Kunden gekündigt.

Warum verlangt die Kelag für die Grundsicherung die GIS-Befreiung, obwohl das im Gesetz nicht verankert ist?
JORDAN: In der übergeordnete Europäischen Richtlinie geht es in der Grundversorgung um schutzbedürftige Kunden. Das EIWOG hat die Schutzbedürftigkeit nicht übernommen.
PIETSCH: Das ist für alle Beteiligten am Markt schwierig. Villenbesitzer mit Saunalandschaft könnte die Grundsicherung beantragen. Wir haben das Drohpotenzial, dass tausende zur Kelag wechseln, um die Grundsicherung um 10,87 Cent pro Kilowattstunde zu beanspruchen. Dann haben wir ein ökonomisches Problem und müssten den Bestandstarif anheben. Dafür würden die Bestandskunden die Zeche zahlen.

Wie werden sich die Strompreise bei den Klagenfurter Stadtwerken entwickeln?
ERWIN SMOLE (Vorstand Klagenfurter Stadtwerke): Wo ist die Glaskugel? An der deutschen Strombörse haben sich die Preise auf hohen Niveau halbwegs etabliert, sind aber weit vom Niveau des Vorjahres entfernt. Der Tarif der Stadtwerke ist, an den Strompreisindex gebunden. Wir gehen davon aus, dass wir im Frühjahr 2023 der Tarif um 200 Prozent auf 40 bis 45 Cent anheben müssen. Zwei Drittel unserer Kunden werden aufgrund der Strompreisbremse nicht mehr zahlen als bisher. Der Neukundentarif wird nicht angehoben.

Droht uns ein großes Blackout? Experten haben jetzt Entwarnung gegeben, trotzdem gibt es eine große Übung.
SMOLE: Üben ist kein Fehler. Risiko ist zwar da, aber die Wahrscheinlichkeit ist extrem gering.

Wie sieht es mit der Versorgungssicherheit aus? Drohen uns Stromabschaltungen?
SMOLE: Die österreichischen Gasspeicher sind weit über 90 Prozent gefüllt, auch die deutschen Gasspeicher sind voll. Der Rest ist business as usual. Abgesehen von einem arktischer Wintereinbruch, ist das System vorbereitet. Der Winter 23/24 beschäftigt uns jetzt eher.