Der Stahlkonzern voestalpine hat im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2022/23 einen kräftigen Gewinnsprung hingelegt. Dank einer "sehr guten Nachfrage" in den meisten Marktsegmenten und dem "hohen Preisniveau" der hauseigenen Produkte stieg das Ergebnis nach Steuern gegenüber der Vorjahresperiode in einem "tendenziell negativen Umfeld" um 47 Prozent auf 715 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch bekannt gab. Der Umsatz wuchs um knapp 37 Prozent von 6,8 auf 9,3 Milliarden Euro.
"Für die zweite Hälfte unseres Geschäftsjahres prognostizieren Wirtschaftsforscher eine weitere, deutliche Abkühlung der Konjunktur. Mit unserer globalen Aufstellung und unserer branchenmäßigen Diversifikation sind wir bestmöglich vorbereitet", teilte CEO Herbert Eibensteiner mit.
Das Management bestätigte die erst kürzlich angehobene Prognose für das gesamte Geschäftsjahr, das Ende März ausläuft. Aufgrund der "hervorragenden Ergebnisentwicklung" im ersten Halbjahr und in Erwartung einer sich abkühlenden Konjunktur im zweiten Halbjahr rechnet der Vorstand – aus heutiger Sicht – mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zwischen 2,3 und 2,4 Milliarden Euro, also auf Vorjahresniveau (2,3 Milliarden Euro).
Diese Zahl beinhalte positive Einmaleffekte aus einem noch im laufenden Geschäftsjahr erwarteten Grundstücksverkauf in der Höhe von rund 120 Millionen Euro. Dieser Ausblick berücksichtigt jedoch nicht "allfällige unerwartete wirtschaftliche Verwerfungen aus dem weiteren Verlauf des Kriegsgeschehens in der Ukraine sowie etwaige Energieversorgungsprobleme in Europa", wurde betont.
Beim Gas vorgesorgt
Die voestalpine hat ihre Gasversorgung nach Kräften optimiert, indem sie selbst Gas eingespeichert und die eigene Erdgasversorgung diversifiziert hat. "Aktuell beziehen die europäischen Standorte des voestalpine-Konzerns in etwa die Hälfte ihres Erdgasbedarfes von Quellen außerhalb Russlands", so der Konzern. Das Erdgas aus dem eigenen Speicher allein würde den Angaben zufolge für eine Vollproduktion von mindestens drei Monaten ausreichen.
Im ersten Geschäftshalbjahr habe der Konzern vor allem bei der Belieferung des Energiesektors "aufgrund der weltweit hohen Energiepreise eine sehr starke Dynamik" verzeichnet, also bestens verdient. Auch der klare Aufwärtstrend im Segment Luftfahrt habe sich weiter fortgesetzt. Der Geschäftsbereich Bahninfrastruktursysteme habe sich trotz Schwierigkeiten in der Logistik gewohnt solide entwickelt.
Die Automobilindustrie war allerdings weiterhin "von Engpässen in ihren Lieferketten betroffen und verharrte in Europa auf moderatem Niveau". Besser hätten sich die Rahmenbedingungen an den außereuropäischen Standorten dargestellt, vor allem in China sei die Entwicklung trotz umfassender Lockdowns weitgehend günstig verlaufen.
Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich zwischen April und September 2022 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 42 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro, die EBITDA-Marge verbesserte sich von 15 auf 15,6 Prozent. Der operative Gewinn (EBIT) stieg von 638 auf 898 Millionen Euro, die Marge von 9,4 auf 9,7 Prozent. Der Gewinn je Aktie (EPS) sprang von 2,65 auf 3,80 Euro.
Die voestalpine verfügt über ein Eigenkapital von 7,5 (davor: 6,1) Milliarden Euro und beschäftigt weltweit 50.374 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente) – um 2,7 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Die Verschuldungskennzahl Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) verbesserte sich von 45,1 Prozent auf 32,7 Prozent.