Mit einem Durchschnittstempo von 32,2 km/h radelte er vor dem DFB-Pokalfinale im Mai die 188 Kilometer von Leipzig nach Berlin – 100.000 Euro für sozial benachteiligte Kinder wurden so gesammelt. Zufrieden war Oliver Mintzlaff trotzdem nicht. "Meine Form war schon einmal besser", sagte der 47-jährige Geschäftsführer des Fußball-Bundesligisten RB Leipzig. Wer als früherer Langstreckenläufer und WM-Teilnehmer eine Halbmarathon-Bestzeit von 1:04:35 zu Buche stehen hat, hat hohe Ansprüche.
Mit Ehrgeiz und Zug zum Tor erklimmt Mintzlaff nun die nächste Stufe auf der Karriereleiter. Nach dem Tod von Dietrich Mateschitz führt der studierte Betriebswirt künftig als einer von drei Vorständen den Red-Bull-Konzern – zuständig für "Corporate Projects and Investments", also die Sportaktivitäten (Formel 1, Fußball, Eishockey etc.) des Energydrink-Herstellers und auch für den Fernsehsender ServusTV.
Von Andrea Berg zu Red Bull
Einst war der frühere Puma-Manager als Berater von Fußballer Mario Gomez, Schlagerstar Andrea Berg und dem heutigen ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick tätig. Als er dessen Vertrag mit Red Bull verhandelte, biss der Gründer an. "Herr Mateschitz hat damals gesagt: Es wäre mir lieber, wenn Sie künftig für mich verhandeln statt gegen mich", erzählte Mintzlaff vor einigen Jahren der Süddeutschen Zeitung. 2014 wurde er "Head of Global Soccer" bei Red Bull und Chef bei RB Leipzig.
Die gleichzeitige Verantwortung für Red Bull Salzburg musste er 2017 nach UEFA-Vorgaben abgeben. Als Gesicht des aufstrebenden "Dosenklubs" wurde Mintzlaff zum Hassobjekt von Fußball-Romantikern und eckte an. "Ich hoffe, dass die Bayern auch einmal andere Ideen finden und nicht immer unsere Spieler holen", sagte er etwa im Sommer. Leipzig holte in den vergangenen zehn Jahren freilich rund 20 Spieler von Salzburg. Wenn es nicht schnell genug geht, setzt Mintzlaff schon einmal auf Alleingänge. Die gut geölte Marketing-Maschinerie will er auch an der Konzernspitze am Laufen halten.