Ursprünglich hatte der Chef von Europas größtem Motorrad-Hersteller ein Auge auf Ducati geworfen. Doch letztlich wollte sich der Volkswagen-Konzern dann noch nicht von seiner Zweirad-Marke trennen. Die Marke, nach der KTM-Boss Stefan Pierer jetzt greift, stammt auch aus Italien und hat einen ebenso klingenden Namen: MV Agusta, die sich neben der Kernmarke KTM, Husqvarna und GasGas als vierte Motorradmarke in das Zweirad-Imperium des gebürtigen Obersteirers einreiht.
Im ersten Schritt übernimmt KTM 25,1 Prozent an Agusta sowie den gesamten Einkauf, dazu soll der Verkauf schon teilweise über das weltweite Vertriebsnetz der Pierer Mobility erfolgen. Geht es nach Pierer, soll Agusta künftig als absolute Premiummarke im Konzern positioniert werden. Werden derzeit am Stammsitz in Varese nur knapp 6000 Motorräder pro Jahr montiert, soll die Produktion mittelfristig auf 20.000 Stück hochgefahren werden. Die 1945 von Domenico Agusta gegründete Kultmarke, die kurzfristig im Besitz von Harley Davidson war und zuletzt auch einige Jahre mit Mercedes AMG kooperierte, gehört noch mehrheitlich dem russischen Investor Comstar Invest. Zu Weltruhm verhalfen MV Agusta die Siege im Rennsport, mit Giacomo Agostini hatte Agusta einen der erfolgreichsten Fahrer aller Zeiten unter Vertrag.
Die Pierer Mobility AG rechnet heuer mit einem Umsatz von 2,3 Milliarden Euro, der Absatz bei den Zweirädern steigt um 5 Prozent auf 330.000 Stück. Das Unternehmen beschäftigt weltweit aktuell 10.500 Mitarbeiter – 6000 im Zweirad-Bereich, 4000 in den Zulieferbetrieben.
Gerhard Nöhrer