EZB-Direktor Fabio Panetta hat vor einem zu kräftigen geldpolitischen Straffungskurs gewarnt. Es gelte zu vermeiden, die Zinssätze zu schnell zu erhöhen, sagte der Italiener am Donnerstag. Denn dies könnte aus seiner Sicht das Wirtschaftswachstum, die Immobilienpreise und die Finanzmärkte übermäßig beeinträchtigen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte jüngst mit einem weiteren großen Zinsschritt die Schlüsselzinsen um 0,75 Prozentpunkte erhöht. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz liegt damit inzwischen bei 1,50 Prozent. EZB-Chefin Christine Lagarde stellte zudem weitere Anhebungen in Aussicht.
Eurozona kann US-Notenbank nicht nachahmen
Die Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed sind laut EZB-Chefin jedoch keine Richtschnur für die Geldpolitik in der Eurozone. Zwar beeinflusse die Federal Reserve mit ihrer geldpolitischen Linie die globalen Märkte, sagte die Französin am Donnerstag auf einer Konferenz der lettischen Notenbank in Riga. Doch könne die EZB die Entscheidungen der US-Notenbank nicht einfach nachahmen. Die konjunkturelle Lage auf beiden Seiten des Atlantiks sei nicht gleichartig.
Daher könne die EZB nicht "im gleichen Tempo" wie die Fed im Kampf gegen die ausufernde Inflation vorgehen. Die Federal Reserve schraubte den Leitzins am Mittwoch zum vierten Mal in Folge um einen Dreiviertel-Prozentpunkt nach oben - auf die neue Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent. Fed-Chef Jerome Powell signalisierte zugleich, dass die Notenbank im Dezember oder im Februar das Tempo bei den Zinserhöhungen etwas herausnehmen könnte.