Der Arbeitsmarkt in Österreich schwäche sich zwar bereits ab, doch nach wie vor ist die Zahl der Beschäftigungslosen deutlich niedriger als im Vorjahr. Ende Oktober 2022 waren um rund 22.000 weniger Menschen arbeitslos als vor einem Jahr. "So schlecht, wie alle befürchten, dürfte es aktuell noch nicht sein", sagt Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS) Österreich, Mittwochabend in der ZIB 2.
Kopf geht weiterhin von einer positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt aus: Schon deswegen, weil es im November 2021 einen coronabedingten Lockdown gab, erwartet Kopf, dass die Arbeitslosigkeit auch in den verbleibenden zwei Monaten dieses Jahr vergleichsweise niedrig bleiben werde. Trotz sich eintrübender Konjunktur: "Alle befürchten, dass das Gewitter aufzieht, auf der anderen Seite leiden viele Betriebe unter Arbeitskräftemangel."
Und das wird vorerst so bleiben. Der Mangel an Arbeitskräften - derzeit sind 120.000 Stellen unbesetzt - sei "ernst und schwächt auch das wirtschaftliche Wachstum", warnt Kopf. "Zumindest im qualifizierten Bereich werden wir den Mangel noch auf Jahre sehen." Sein wichtigster Vorschlag, um das Problem zu beheben, seien "flächendeckende Ganzjahres- und Ganztags-Betreuungseinrichtungen für Kinder".
"Halber Jahrgang an Frauen pro Jahr"
Entlastung auf dem Arbeitsmarkt soll auch die gesetzlich vorgesehene schrittweise Erhöhung des Frauenpensionsalters bringen. Der Anstieg des Rentenalters für Frauen von 60 auf 65 ab dem Jahr 2024 - jedes Jahr steigt die Altersgrenze um ein halbes Jahr -, bringe dem Arbeitsmarkt jährlich 20.000 mehr Personen, "pro Jahr ein halber Jahrgang an Frauen", sagte Kopf in der ZIB 2.
"Viele Ukrainer kommen nicht zum AMS"
Sorgen bereitet dem AMS-Vorstand, dass derzeit rund 25.000 Menschen aus der Ukraine "arbeitsmarktstatistisch" fehlten. "Ganz viele ukrainische Vertriebene kommen nicht zum AMS." Kopf appelliert an die Betroffenen, diese sollten "eine alternative Zukunft" in Österreich planen. Kopf ist der Ansicht, dass man den vertriebenen Ukrainern in Österreich "mehr Geld" - konkret: Sozialhilfe - geben sollte und im Gegenzug dafür die Betroffenen "mit dem AMS zusammenarbeiten müssen".
Viele Ukrainer meinten, dass sie in Kürze nach Hause gehen könnten, weiß Kopf: "Es werden aber auch Menschen hier bleiben, dafür braucht es mehr Planungssicherheit."