Der Weltspartag am 31. Oktober 2022 findet erstmals seit längerer Zeit wieder unter dem Eindruck steigender Zinsen statt. Für Jubel sorgt dies allerdings kaum, denn auch wenn es für Sparerinnen und Sparer wieder Zinsen gibt, ist die Inflation um ein Vielfaches höher, weshalb das Ersparte am Sparbuch real weniger wert wird. Auch in der Arbeiterkammer hält sich die Freude über die steigenden Zinsen in Grenzen, die Banken hätten in der Nullzinsphase das Sparangebot ausgedünnt.
Noch ist bei den Sparbuch-Zinsen die Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht angekommen. Es sind vor allem Online-Banken, die bei Sparkonten wieder Zinsen auf Einlagen zahlen. "Es ist zu hoffen, dass es künftig beim Sparen wieder mehr Wettbewerb unter den Banken geben wird", sagte AK-Finanzexperte Christian Prantner im Gespräch mit der APA. Er sagt, dass Angebot habe sich in der Nullzinsphase verengt, bei manchen Banken hätten nur mehr Bestandskunden ein Sparbuch eröffnen können.
Sparbuch sollte nicht in Vergessenheit geraten
Prantner befürchtet, dass es womöglich auch in Zukunft nicht so leicht sein werde, ein Sparbuch zu eröffnen. Denn die Banken würden anstelle eines Sparbuchs lieber einen Fondssparplan verkaufen wollen, weil da höhere Provisionen und Gebühren zu holen sind. Bei Wertpapieren sind das Depot- und Kaufgebühren, bei aktiv gemanagten Fonds erhalten die Banken darüber hinaus auch laufend Provisionen in Form von "Kick-Backs".
Aus Sicht des AK-Konsumentenschutzes sollte bei den Banken das Sparbuch aber nicht in Vergessenheit geraten. "Wir verlangen von den Banken, dass sie die kleinen Sparerinnen und Sparer nicht im Regen stehen lassen, die einfach Geld sicher zur Seite legen wollen - auch angesichts der steigenden Zinsen", so Prantner.
Warten auf Zinsentscheidung der EZB
Laut AK-Bankenrechner zahlt bei Sparbüchern derzeit österreichweit nur eine Bank nennenswerte Zinsen auf täglich fällige Einlagen, nämlich die Bank Burgenland AG mit 0,375 Prozent. Alle anderen Banken zahlen zwischen 0,05 und 0,001 Prozent. Bei den Online-Sparkonten gibt es die höchsten Zinssätze auf Tagesgeld bei Santander und der Renault-Bank, gefolgt von der Addiko Bank mit 0,55 Prozent.
Mit Spannung blickt auch AK-Finanzexperte Prantner auf die Zinsentscheidung der EZB am Donnerstag. Noch mehr interessiert ihn aber, wie die Banken bei den Sparbuchzinsen darauf reagieren. Die EZB erhöht derzeit die Leitzinsen in großen Schritten, um die hohe Inflation einzudämmen.
Vorzeitige Tilgung erwägen
Deutlich stärker zu spüren bekommen die EZB-Geldpolitik laut Prantner die Kreditnehmern, die variabel verzinste Darlehen haben. Deren Zinssatz ist meist an den 3-Monats-Euribor geknüpft, der seit Jahresbeginn von minus 0,57 Prozent auf zuletzt 1,558, also um mehr als zwei Prozentpunkte, stieg. Prantner rät, sich mit der Bank in Verbindung zu setzen, bevor es eng wird. Es gebe verschiedene Instrumente, wie man die Teuerung bei Krediten in den Griff bekommen kann.
Wer kann, sollte erwägen, einen variabel verzinsten Kredit, soweit wie möglich vorzeitig zu tilgen. "Zum Beispiel 10.000 Euro, die in einen Kredit investiert werden, rentieren sich durch die Zinsersparnis", so Prantner. Durch die Reduktion des Kreditsaldos würden in der Folge nämlich die Kreditzinsen bis zum Laufzeitende geringer ausfallen. Zu achten sei aber auf mögliche Pönalen bei Sondertilgungen. Bei ab Mitte 2010 abgeschlossenen Kreditverträgen haben Kreditnehmer das Recht, jährlich bis zu 10.000 Euro außertourlich zurückzuzahlen, ohne dass Vertragsstrafen oder Spesen verrechnet werden dürfen.