Die hohe Inflation und steigende Zinsen machen Digitalwährungen wie dem Bitcoin immer mehr zu schaffen. Im Sommer fiel der Kurs der ältesten Kryptoanlage auf den tiefsten Stand seit eineinhalb Jahren. Der Gründer der Onlinebank N26, Valentin Stalf, glaubt trotzdem an die Zukunftsfähigkeit von Kryptowährungen. Die Onlinebank kooperiert nun mit der Krypto-Plattform Bitpanda und startet das Produkt "N26 Krypto".
Laut Stalf investieren 40 Prozent der N26-Kundinnen und -Kunden in Österreich bereits in Krypto oder haben Interesse daran. Aufgrund der hohen Nachfrage führt die Onlinebank nun ein Produkt ein, mit dem in der hauseigenen App rund 200 Kryptowährungen gehandelt werden können. Das Angebot startet zunächst in Österreich. In den kommenden sechs Monaten soll es dann auf andere Kernmärkte der N26 ausgeweitet werden. Wie viel Geld die Onlinebank dafür in die Hand genommen hat, ließ der N26-Gründer offen, ebenso, wie viel Umsatz das neue Produkt künftig bringen soll.
Harte Zeiten
Die Onlinebank N26, von zwei Österreichern gegründet, hat im vergangenen Jahr einen Jahresverlust von 172,4 Mio. Euro geschrieben. Die Wiener Finanzfirma Bitpanda war das erste österreichische Start-up mit einem Wert über einer Mrd. Euro ("Unicorn"), musste aber im Juni das Personal angesichts der aktuellen Kryptokrise um ein Viertel reduzieren.
Der Kursverfall digitaler Währungen in den vergangenen Monaten ist für den N26-Gründer kein Indiz dafür, dass diese nicht zukunftsfähig sind. "Natürlich haben wir ein schwieriges Jahr für Krypto gesehen", so Stalf gegenüber der APA. Schwierig sei es aber für den Finanzmarkt insgesamt auch gewesen. Die Nachfrage nach Kryptowährungen sei weiter hoch. "Ich glaube schon, dass es auch in Zukunft Cryptocurrencies geben wird und dass die Kunden da auch investieren werden."
Kryptoprodukte sind laut dem N26-Gründer für viele auch oft der Einstieg in die Geld- oder Vermögensveranlagung. "Kryptoprodukte sind für viele Leute die erste Erfahrung mit Trading", so Stalf: "Wir sehen, dass das eine gute Assetkategorie ist, um die Leute an das Thema heranzuführen." In Mitteleuropa liege der Fokus bei Sparprodukten weiter auf dem Sparbuch, was in einem Niedrigzinsumfeld und vor dem Hintergrund der steigenden Inflation problematisch sei. "Eigentlich müsste man sich viel stärker überlegen, ob man nicht auch anders für sein Alter vorsorgen kann", so Stalf.
Mehr Regulierung
Vorstöße, um Kryptowährungen künftig besser zu regulieren, sieht der N26 Gründer positiv. "Das ist natürlich immer gut, weil ich dann Wettbewerb und einheitliche Standards habe. Eine klare europäische Regulierung im Kryptobereich ist natürlich vorteilhaft für die Kunden, aber gleichzeitig auch vorteilhaft für die Institute", so Stalf.
Anfang Juli haben sich laut EU-Abgeordneten Vertreter des EU-Parlaments und der EU-Länder auf ein Regelwerk mit dem Namen "Markets in Crypto Assets" (MiCA) verständigt. Es soll Ende 2023 in Kraft treten. Das Regelwerk sieht unter anderem vor, dass Unternehmen, die Kryptowährungen in der EU emittieren und verkaufen wollen, künftig eine Lizenz von einer Aufsichtsbehörde eines EU-Landes benötigen. Mit dieser Lizenz können die Firmen ihre Kunden in allen 27 Mitgliedsländern bedienen. Die Aufsichtsbehörden der Länder müssen der europäischen Finanzmarktaufsicht ESMA jeden großen Betreiber melden, den sie autorisiert haben. Gegenwärtig müssen Anbieter lediglich einem nationalen Aufseher nachweisen, dass sie über angemessene Kontrollmechanismen verfügen, um Geldwäsche zu verhindern. Sie können dann allerdings nur in diesem Land tätig werden.
Auch der Klimawandel soll in dem Regelwerk berücksichtigt werden. So müssen Kryptofirmen die Auswirkungen ihrer Cyberdevisen auf die Umwelt und den Klimawandel offenlegen. Dabei sollen Standards genutzt werden, die die ESMA entwerfen wird.