Bei den Kollektivvertragsverhandlungen für die 130.000 Beschäftigten des privaten Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereichs fordern die Gewerkschaften GPA und vida von den Arbeitgebern eine Gehaltserhöhung von plus 15 Prozent mit einem Mindestbetrag von 350 Euro. Das gaben die beiden Gewerkschaften Mittwochabend nach Ende der dritten Verhandlungsrunde in einer Aussendung bekannt. Die Runde sei nach zwölf Stunden ergebnislos unterbrochen worden, es folgen Betriebsversammlungen.
Die Forderungen sind damit bei weitem höher als bei Handel und Metallern, wo die Gewerkschaftsforderungen bei 10 bzw. 10,6 Prozent liegen. Die Arbeitgeber der Sozialwirtschaft Österreich hatten nach Gewerkschaftsangaben 7,5 Prozent, mindestens 150 Euro, geboten und damit ihr Angebot erhöht. Zuletzt war noch ein Arbeitgeberangebot von plus 7,18 Prozent im Raum gestanden.
"Seit drei Jahren im Krisen-Dauereinsatz"
"Die Kolleginnen und Kollegen im Gesundheits- und Sozialbereich sind seit drei Jahren im Krisen-Dauereinsatz. Sie brauchen eine Abgeltung deutlich über der Teuerung, damit sie sich ihr Leben weiter finanzieren können", erklärte Eva Scherz, Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA, in einer Aussendung. Roman Gutsch, der für die Gewerkschaft vida verhandelt, meinte: "Mit der Forderung nach mindestens 350 Euro berücksichtigen wir geringe Einkommen besonders. Sie sind durch die Inflation besonders betroffen."
In der ersten KV-Runde wurde ein erstes Angebot der Arbeitgeber vorgelegt, die Gehälter um 7,18 Prozent anzuheben. "Das entspricht der durchschnittlichen Inflation der vergangenen elf Monate, also seit November 2021", erklärte Walter Marschitz zuletzt der Kleinen Zeitung. Er ist Geschäftsführer der Sozialwirtschaft Österreich, des größten Dachverbandes sozialer Organisationen in Österreich (SWÖ) mit 580 Mitgliederorganisationen und rund 130.000 Beschäftigten. Marschitz ist Chefverhandler für die Arbeitgeber.
Betriebsversammlungen folgen
Für die Gewerkschafter ist das "eindeutig zu niedrig". In den vergangenen drei Jahren hätten die Beschäftigten noch mehr als sonst Höchstleistungen erbringen müssen und seien unter enormen Druck gestanden. Der Gehaltsabschluss müsse das widerspiegeln. Neben dem Gehalt werde über diverse rahmenrechtliche Forderungen verhandelt.
"Weil das Angebot der Arbeitgeber nicht ausreicht, erhöhen wir den Druck und führen von 8. bis 10. November Betriebsversammlungen in der Sozialwirtschaft durch", so Scherz.