Deutschland will mit seinem bis zu 200 Milliarden Euro schweren "Doppel-Wumms" Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Unternehmen in der Energiekrise abschirmen. Vorgesehen sind darin auch ein Strom- und Gaspreisbremse. Das Modell wird hierzulande von Vertreterinnen und Vertretern der Landwirtschaftskammern, von Gewerbe und von Tourismus als Vorbild für Österreich begrüßt.
Der Tiroler Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser hat die geplante Gaspreisbremse in Deutschland als Vorbild genannt. "Österreich muss diesem Beispiel folgen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern", sagte er am Mittwoch in einer Aussendung. Das Vorgehen Deutschlands bringe die anderen EU-Staaten unter "massiven Zugzwang", meinte er. Zudem ortete Walser ein "europäisches Systemversagen".
Abhängig von Deutschland
"Österreich hängt als Exportnation – unter anderem mit seinen Zulieferbetrieben – unmittelbar an Deutschland und muss daher beim Gaspreis nun ebenfalls wirksame Schritte setzen", forderte Walser. Im Vorjahr sei ein neuer Exportrekord für Tirol in der Höhe von 14,6 Mrd. Euro erzielt worden, wichtigster Zielmarkt sei Deutschland. Der Export sichere Arbeitsplätze. "Darüber hinaus ist ein leistbarer Gaspreis auch für den Inlandsmarkt und den in Tirol starken Tourismus eine essenzielle Voraussetzung für die Betriebe", argumentierte der Wirtschaftskammerchef.
"Angesichts des europäischen Systemversagens muss die Bundesregierung jetzt rasch ein unbürokratisches, automatisiertes, antragsloses Lösungsmodell für den Gaspreis vorlegen, um die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts zu sichern", sagte Walser. Der Vorschlag zur deutschen Gaspreisbremse sieht vor, dass sowohl Unternehmen als auch private Haushalte bis 2024 unterstützt werden sollen.
Entkoppelung des Strompreises
Auch seine Amtskollegen aus Niederösterreich und dem Burgenland drängen auf die Entkopplung von Strom und Gaspreisen auf europäischer Ebene und begrüßten die deutsche Maßnahme. Die deutsche Gaspreisbremse lehne sich an das österreichische Modell der Strompreisbremse an, allerdings mit einem weiteren Verbraucherkreis und einem längeren Geltungszeitraum, wie Burgenlands WK-Präsident Peter Nemeth und Niederösterreichs WK-Präsident Wolfgang Ecker in ihren Aussendungen schreiben.
Die Bundessparte Gewerbe und Handwerk sprach sich ebenfalls für eine Gaspreisbremse nach deutschem Modell aus: "Das deutsche Modell reicht weit ins Jahr 2024 hinein, damit haben unsere deutschen Nachbarn einen Planungshorizont, den auch die heimischen Gewerbe- und Handwerksbetriebe dringend benötigen", so Obfrau Renate Scheichelbauer-Schuster in einer Aussendung.
Lösung auf EU-Ebene
Dem schloss sich auch der Obmann der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der WK, Robert Seeber, an. Eine Lösung auf europäischer Ebene sei vor allem für heimische Tourismus- und Freizeitbetriebe wichtig: "Wenn nicht sofort etwas passiert, wird der Winter für viele Betriebe zum Fiasko", so der Obmann in einer Aussendung.
Die Hoteliervereinigung (ÖHV) wünscht sich ebenfalls eine Verlängerung des Energiekostenzuschusses: "Der Energiekostenzuschuss ist vor Beginn der Heizsaison ausgelaufen. Aber genau da brauchen wir ihn am dringendsten, und die geht bis ins nächste Jahr", so ÖHV-Präsident Walter Veit ebenfalls in einer Aussendung.