Die heimischen Eierproduzenten sind angesichts der hochfliegenden Teuerung unter Kostendruck geraten. Die Futtermittel hätten sich heuer im dritten Quartal gegenüber dem Vergleichszeitraum vor zwei Jahren um über 40 Prozent verteuert, die Junghennen um über 30 Prozent, verdeutlichte der Obmann der Österreichischen Frischeier Erzeugergemeinschaft (EZG Frischei), Franz Kirchweger, am Dienstag in einer Pressekonferenz.
Die Konsumenten zahlten derzeit um etwa ein Drittel (32 Prozent) mehr für ein Ei der Größe M aus Bodenhaltung, die Bauern erhielten aber nur um 20 Prozent mehr als im dritten Quartal 2020. Von den 25 Cent, die ein Ei dieser Qualitätskategorie koste, bekämen die Erzeuger nur 11 Cent. "Dadurch ist die Situation sehr herausfordernd", betonte Kirchweger und plädierte für "eine durchgehende Fairness in der gesamten Lieferkette – Produzenten, Packstellen und Handel –, damit man die Kosten unterbringt."
Konkret sollten die Bauern seiner Berechnung nach aktuell bereits um 3 bis 5 Cent pro Ei mehr bekommen. Eier müssten demzufolge um bis zu 20 Prozent mehr kosten – die weiteren Kostensteigerungen, die laufend ins Haus stehen, noch gar nicht eingerechnet.
Österreichweit ging der Eierkonsum in der Pandemie von rund 242 Stück pro Kopf im Jahr 2019 auf 236 Stück 2020 leicht zurück. Die heimischen Eierproduzenten hätten es in den vergangenen Jahren geschafft, eine Vollversorgung der Bevölkerung zu bieten. "2009 lag der Selbstversorgungsgrad erst bei etwa 75 Prozent, seit ein bis zwei Jahren haben wir die 100 Prozent erreicht", so Kirchweger. "Wie ich höre, werden aber tagtäglich rund 1 Million Eier importiert", kritisierte der per Video aus Vorarlberg zugeschaltete Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Josef Moosbrugger.
In Österreich gelten weitaus strengere Qualitätsstandards als im Ausland. Die heimischen Produzenten sind den Angaben zufolge "Vorreiter bei Tierwohl, gentechnikfreier Fütterung, transparenter Herkunft und Nachhaltigkeit". So ist die Käfighaltung hierzulande seit 2009 verboten. In der EU stehen laut Kirchweger "rund die Hälfte aller Hühner im Käfig".
"Die Umsetzung der verpflichtenden Herkunftsbezeichnung von Milch, Fleisch und Eiern in der Gemeinschaftsverpflegung und bei Verarbeitungsprodukten ist von größter Bedeutung", forderte der Landwirtschaftskammerpräsident. Die bäuerlichen Familienbetriebe sorgten für höchstes Tierwohl, aber in den Verarbeitungsprodukten und auf den Kantinentellern befinde sich "das, was wir in der österreichischen Landwirtschaft nicht haben wollen". Öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser, Altersheime und Schulen müssten bei ihren Einkäufen mit gutem Beispiel vorangehen.
Handel: 100 Prozent österreichische Ware
Der österreichische Lebensmitteleinzelhandel habe bei den Eiern "zu 100 Prozent österreichische Ware", betonte Kirchweger. Der Österreich-Anteil bei den Eiern in der Hotellerie und Gastronomie liege bei 70 bis 80 Prozent. In Großküchen sei die Herkunftskennzeichnung (noch) nicht verpflichtend. Das gilt auch für Milch und Fleisch. Die Eier-Importe landeten entweder via Großhandel in Großküchen und Großbäckereien beziehungsweise in verarbeiteten Produkten wie etwa "aufgeschlagener Ware" in Nudeln, Backwaren und Fertiggerichten.
Bundesweit gebe es rund 7,5 Millionen registrierte Legehühner bei Eierproduzenten mit über 350 Hühnern am Hof sowie 1,5 Millionen Hühner bei Herstellern mit weniger als 350 Stück, also in Summe "etwa so viele Hühner wie Einwohner", hieß es auf der Pressekonferenz anlässlich des am Freitag bevorstehenden Welttag des Eies. In Österreich gibt es weit über 2000 Eierproduzenten, die nach den Richtlinien des AMA-Gütesiegels erzeugen. Die Betriebe seien "klein strukturiert, wie es in Europa nicht vergleichbar ist", strich Moosbrugger hervor. Ein Eierverzehr von zwei bis drei Eiern pro Woche gilt als gesund, wie Diätologin Renate Meierhofer erklärte.