Knalleffekt in der steirischen Industrie: Das Unternehmen Christof Industries, das auf Anlagenbau, Industrie-Service und Umwelttechnologien spezialisiert ist, hat am Freitag für sein Tochterunternehmen Christof Industries Austria GmbH mit 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Landesgericht Graz Insolvenz angemeldet. Ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung wurde eröffnet.
Das Unternehmen verfügt über Standorte in Wels, Graz, Wien und Werndorf. Beantragt wurde ein Sanierungsverfahren mit einer zwanzigprozentigen Quote für die Gläubiger. Das Ziel sei die Unternehmensfortführung, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.
Eine der größten Pleiten in diesem Jahr
Die Insolvenz wurde am letzten Tag des Quartals beantragt. Dabei könnte es sich um eine der größeren Pleiten in diesem Jahr in der Steiermark handeln.
Laut den Kreditschützern von AKV und KSV180 liegen die Passiva bei rund 66,09 Millionen Euro. Nicht enthalten sind Eventualverbindlichkeiten aus Schadenersatzansprüchen aufgrund der Insolvenz. Diese werden mit 28,66 Millionen Euro beziffert. Die Gesamtpassiva könnten sich daher auf rund 94,75 Millionen Euro erhöhen.
Auf der Aktivaseite stehen rund 12,19 Millionen Euro. Allerdings sind darin auch Lieferforderungen enthalten, die teilweise nicht einbringbar sind. Das freie Aktivavermögen beträgt rund 6,21 Millionen Euro. 688 Gläubiger sind von der Insolvenz betroffen. Ihnen wird eine Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren angeboten. Zum Insolvenzverwalter wurde der Grazer Rechtsanwalt Alexander Isola bestellt.
Folge von Pandemie und Teuerung
Als Gründe für diese Sanierungsmaßnahmen führt die Unternehmensleitung "weitreichende Auswirkungen der Coronapandemie sowie der Russland/Ukraine-Krise" an. Massive Lieferverzögerungen und enorme Preissteigerungen von teilweise 200 bis 300 Prozent bei Vormaterialien sowie Energie und Transporten ließen sich bei laufenden Projekten nicht in die Kalkulation überwälzen bzw. weitergeben und belasteten das Ergebnis und die Liquidität enorm, teilt das Unternehmen mit.
Außerdem komme es bei Kunden zu massiven Zahlungsverzögerungen, die "selbst von dem operativ sehr gut laufenden Geschäft mit vollen Auftragsbüchern nicht kompensiert werden konnten". Kürzliche Zahlungsausfälle und nicht bezahlte Mehrkostenforderungen von nur zwei Projekten kamen bereits auf einen zweistelligen Millionenbetrag.
"Blicken optimistisch in die Zukunft"
Dennoch blickt die Geschäftsführung der Christof Austria GmbH "optimistisch in die Zukunft": Durch die hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung der letzten Jahre in nachhaltige Technologien für die Dekarbonisierung nehme die Unternehmensgruppe "eine Führungsposition in der Branche" ein.
"Dieser Schritt der Christof Industries Austria GmbH ist uns alles andere als leichtgefallen, aber er ist notwendig, um die Zukunft und vor allem die Arbeitsplätze zu sichern. Wir sind für die Zukunft gut aufgestellt. Wir haben anstelle von Gewinnausschüttungen enorme Investitionen in Forschung und Entwicklung für nachhaltig umweltfreundliche Technologien für die Dekarbonisierung getätigt. Neben diesen Technologieninvestitionen haben wir ein großartiges Team von Ingenieuren, Umweltexperten und Facharbeitern, die am internationalen Markt Projekte mit viel Erfahrung und Kompetenz umsetzen", erklärt Johann Christof, CEO der Unternehmensgruppe Christof Industries.
138 Millionen Euro Umsatz 2021
Die Christof Industries Austria GmbH ist ein Tochterunternehmen der Christof Industries Unternehmensgruppe und beschäftigt rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Unternehmen ist im Anlagenbau sowie im Bereich Entwicklung, Instandhaltung und Service von Industrieanlagen und Kraftwerken tätig. Die familiengeführte Christof Industries Austria GmbH hat 2021 einen Umsatz von 138 Millionen Euro erwirtschaftet, zu den Kunden zählen Unternehmen, die in den Bereichen Öl und Gas, Zellstoff und Papier, Chemie, Automobil, Lebensmittel, Energie, Metallurgie und Baustoffindustrie tätig sind. Angesichts der guten Auftragslage geht man von einem Fortbetrieb des Unternehmens aus.
Unter der Dachmarke Christof Industries firmieren 26 Einzel- und Tochterunternehmen mit über 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in insgesamt 16 Ländern. Es besteht keine Verbindung zur ebenfalls in Graz ansässigen Christof Group.