Die US-Notenbank Fed hat den Leitzins im Kampf gegen die ausufernde Inflation deutlich in die Höhe geschraubt. Sie hob ihn am Mittwoch zum dritten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte an. Die neue Spanne liegt nun bei 3,00 bis 3,25 Prozent. Die Fed rechnet im laufenden Jahr mit einer etwas höheren Inflationsrate als noch vor drei Monaten angenommen. Die Teuerungsrate soll trotz der Erhöhungen des Leitzinses 2022 durchschnittlich bei 5,4 Prozent liegen, eine Steigerung von 0,2 Prozentpunkten gegenüber der vorigen Prognose vom Juni, wie Daten der Zentralbank am Mittwoch zeigten.

Es sind ungewöhnlich große Zinsschritte, welche die Zentralbank zuletzt regelmäßig verkündet hat. Gewöhnlich zieht es die Fed vor, den Leitzins in Schritten von 0,25 Prozentpunkten anzuheben. Allerdings ist der Druck auf die Notenbank groß: Die US-Inflation ist weiterhin hoch. Zuletzt war die Enttäuschung darüber groß, dass die Dynamik des Preisanstiegs im August weniger als erwartet nachließ. Zwar hatte sich die Jahresinflationsrate von 8,5 Prozent im Vormonat auf 8,3 Prozent abgeschwächt. Analysten hatten jedoch im Schnitt mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet.

Fünfte Anhebung seit Jahresbeginn

Insgesamt ist es heuer die bereits fünfte Anhebung des Leitzinses der Fed. Die US-Notenbank ist den Zielen der Preisstabilität und Vollbeschäftigung verpflichtet. Erhöhungen des Leitzinses durch die Notenbank verteuern Kredite und bremsen die Nachfrage. Das hilft dabei, die Inflationsrate zu senken, schwächt aber auch das Wirtschaftswachstum, da sich etwa Kredite verteuern. All das ist nicht ohne Risiko – das Wirtschaftswachstum und der Arbeitsmarkt werden geschwächt. Ziel ist es, nur so weit an der Zinsschraube zu drehen, dass die Wirtschaft nicht kippt und in eine dauerhafte Rezession fällt.

Kampf gegen die Inflation bereitet "Schmerzen"

Ob die USA bereits in eine Rezession hineingeschlittert sind, ist umstritten. Die US-Wirtschaft ist im Frühling erneut geschrumpft, wie Daten von Ende Juli zeigen. Da die Wirtschaft bereits im Winter geschrumpft war, ist nun die Definition einer sogenannten technischen Rezession erfüllt. Die US-Regierung hatte die Daten heruntergespielt und darauf gepocht, dass die Lage am Arbeitsmarkt gut sei. Auch Ökonominnen und Ökonomen hatten betont, dass man die Zahlen mit Vorsicht genießen müsse. Fed-Chef Jerome Powell hatte aber im Juli gewarnt, dass der Kampf gegen die hohe Inflation Schmerzen bereiten werde.

Ende des Jahres bei mehr als vier Prozent?

Powells aggressive Zinspolitik wird bereits mit der des legendären Fed-Chefs Paul Volcker verglichen. Volcker hob den Leitzins in den 1970er- und 1980er-Jahren drastisch an – er stieg zeitweise auf rund 20 Prozent. Auch damals hatte die größte Volkswirtschaft der Welt mit enormer Inflation zu kämpfen. Die Folge der Zinsanhebungen waren jedoch Arbeitslosigkeit und ein Einbruch des Wirtschaftswachstums. Powell ist von einem derart hohen Leitzins noch weit entfernt. Sollte er aber in dem Tempo weitermachen, könnte der Leitzins Ende des Jahres bei mehr als 4 Prozent liegen – die schnellste Anpassung seit den 1980er-Jahren.

Harte oder weiche Landung?

Es dürfte allerdings einige Zeit dauern, bis die Zinspolitik der Fed überall Wirkung zeigt. "Je schneller die Fed die Zinsen anhebt, desto unwahrscheinlicher wird eine weiche Landung", zitierte die "New York Times" den Analysten Gennadiy Goldberg. "Das ist so ähnlich, als würde man feststellen, dass man die Ausfahrt auf der Autobahn eine Meile weiter hinten verpasst hat." Damit die Fed die Ausfahrt nicht verpasst, müsste sie ihre Zinserhöhungen bald verlangsamen.