"Wenn ich permanent nur 'Krise, Krise, Krise' höre, werde ich mit der Zeit vorsichtig sein", sieht Rainer Trefelik, WKÖ-Spartenobmann des Handels, ein wesentliches Problem der Branche in der aktuell schlechten Stimmung. "Wir bemerken im Einzelhandel eine Bremsspur." Derzeit leide der Handel nicht nur unter den hohen Energiepreisen sowie der geringen Umsatzrentabilität von 3 bis 4 Prozent. Dazu kommt aktuell noch die Zurückhaltung der Konsumentinnen und Konsumenten.
Dabei "lebt der Handel vom Optimismus", ergänzte Trefelik. Allerdings sei der Unterschied zwischen den einzelnen Branchen enorm. So zählten während der Covid-Pandemie etwa der Bekleidungs-und der Schuhhandel zu den großen Verlierern, während Apotheken, Drogerien, aber auch Bau- und Möbelhäuser beachtliche Umsatzsteigerungen verzeichnen konnten.
Unterschiedlicher Energiebedarf
Große Unterschiede zwischen den Branchen wird es auch in den kommenden Monaten geben: Trefelik verweist etwa auf den unterschiedlichen Energiebedarf: Für Kühlregale im Lebensmitteleinzelhandel oder für Klimaanlagen und Heizungen. "Sie können im Sommer keine Kleidung verkaufen, wenn die Konsumentinnen schwitzen. Da zieht sich niemand um. Und es probiert niemand Kleidung an, wenn es im Geschäft zu kühl ist."
Der Spartenobmann rechnet für den Handel mit einem schwierigen Jahr 2023. "Wenn die neuen Energieverträge kommen, wird es schlimm", mutmaßt Trefelik. Die hohe Inflation sowie steigende Personalkosten würden die Situation verschlimmern. Daher müssten die Umsätze des Handels wieder anziehen. "Dazu muss jedoch das Konsumentenvertrauen steigen. Es ist tragisch, der Staat schüttet 30 Mrd. Euro aus, aber keiner merkt es. Das wird ausgeblendet", sagt Trefelik. Ein wesentlicher Teil dieser Zahlungen landete bei den privaten Haushalten, die aktuelle Kaufzurückhaltung sei daher überzogen.
Keine großen Sprünge erwartet der Spartenobmann bei den Kollektivvertragsverhandlungen des Handels, die am 18. Oktober starten. Die Forderung der Arbeitnehmervertreter der Metaller nach einer Lohnsteigerung um 10,6 Prozent sehe er entspannt. "Das ist ein anderer Planet ..."