Energieversorgung, Preisexplosion und die politische Reaktion. Es ist ein hochaktuelles und brisantes Thementrio, das beim "Confida Talk" im Skyroom des Styria Media Center debattiert wurde. Auf Einladung von Confida-Chef Ernst Malleg war auch Finanzminister Magnus Brunner zu Gast in Graz.
Gleich zu Beginn reagierte dieser auf den Vorwurf mangelnder Treffsicherheit von Hilfsmaßnahmen wie dem Klimabonus.
"Es ist nicht so einfach, das Geld zu den Menschen zu bringen", sagt Brunner und räumt ein, dass manch Unterstützungsleistung tatsächlich nur "mehr oder weniger zielgerichtet" erfolgen könne. Viele Herausforderungen würden mit mangelnder "Datenqualität“ zusammenhängen. Dann wechselt Brunner auf die europäische Ebene. Denn nur dort könne man Ursachenbekämpfung betreiben und etwa die hohen Energiepreise nachhaltig wieder in andere Bahnen lenken. Brunner: "Das Marktdesign gehört neu aufgestellt."
"Wir müssen an der Börse die Spielregeln ändern", hakt Energie-Steiermark-Vorstand Martin Graf ein. Die Energiebörsen seien zu wenig liquide, es sei in Summe "viel zu wenig Angebot auf dem Markt". Graf plädiert dafür, "so viel erneuerbare Energie wie möglich in unsere Netze hineinzubringen". Außerdem brauche es eine "Deckelung der Gaspreise für die Gasproduzenten". Nur so könnten Börsenpreise reduziert werden. Zugleich warnt der Ex-Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control, dass viele der aktuellen Preiserhöhungen erst im nächsten Jahr bei Privaten oder Betrieben ankommen.
Infineon-Chefin über die Folgen eines Gasausfalls
"Wir verlieren derzeit unsere Wettbewerbsfähigkeit", greift auch Magna-Europa-Chef Günther Apfalter die Energiepreise auf. Die USA würden "erste Reihe fußfrei zuschauen, wie wir uns in die Krise hineinziehen". Apfalters düstere Europa-Prognose, sollte sich der konjunkturelle Himmel weiter eintrüben: Man werde bald keinen Mitarbeitermangel mehr haben, sondern wieder steigende Arbeitslosigkeit sehen. Eine Rezession, also eine sinkende Wirtschaftsleistung in zumindest zwei Quartalen in Folge, sieht der Finanzminister indes nicht zwingend aufziehen. "Vielleicht in einzelnen Branchen, insgesamt aber nicht", sagt Magnus Brunner. In Summe hänge die wirtschaftliche Entwicklung "stark von der Energiesituation" ab.
Diese beschäftigt auch den Halbleiterspezialisten Infineon. Zwar würde Erdgas nur drei Prozent des eigenen Gesamtenergiebedarfs ausmachen, erklärt Infineons Österreich-Chefin Sabine Herlitschka – dieses bekomme man als Prozessgas aber "nicht so schnell hinaus". Würde kein Gas mehr zur Verfügung stehen, hätte das deswegen eine "massive Auswirkung auf die gesamte Produktion". Um die Auswirkungen abzufedern, gibt es bei Infineon einen "minutiös geplanten Notfallplan". Eine große Chipproduktion, erklärt Herlitschka, könne man schließlich nicht einfach "ein- und ausschalten".