Von mageren Sparzinsen zu sprechen, ist ein Euphemismus. Die Spareinlagen, österreichweit rund 300 Milliarden Euro, verhungerten in den letzten Jahren geradezu. Zumal angesichts einer Inflationsrate, die sich der Zweistelligkeit annähert.
Im Schnitt zahlen die größeren heimischen Geldinstitute, etwa die Bawag, aktuell gerade einmal 0,01 Prozent für täglich fällige Spareinlagen. Nach oben hin ist die Variation marginal: So zahlt die Volksbank Steiermark auf täglich fällige Spareinlagen 0,01 Prozent pro Jahr. Ebenso die Raiffeisenlandesbank Steiermark. Wobei das nicht zwingend auch bei den anderen Raiffeisenbanken so sein muss, da diese ja eigenständige Geldinstitute sind. Wer bei der Steiermärkischen online spart, bekommt immerhin 0,025 Prozent und bei der Anadi Bank sind es 0,05 Prozent. Jeweils abzüglich der Kapitalertragssteuer von 25 Prozent.
Ein Hauch mehr Zinsen erhalten Sparer, die ihr Geld längerfristig binden. Bei der Anadi Bank sind es zwischen 0,10 und 0,15 Prozent (ein Jahr Bindung), bei der BKS gibt es zeitlich bis 28. September befristet ein "Jubiläumsangebot" mit immerhin 1,0 Prozent fürs Ersparte, wenn man sein Geld für 48 Monate bindet (ursprünglich stand hier 24 Monate, eine Angabe der BKS, die diese im Nachhinein korrigierte).
Eine Mischung aus Sparbuch und Wertpapier-Anlage bietet die Bank Austria – 50 Prozent werden mit einem Prozent fix verzinst, die zweite Hälfte in Wertpapiere veranlagt. Ein ähnliches Kombi-Produkt bietet auch die Volksbank Kärnten, dort ist der Spareinlagen-Teil mit 0,75 Prozent verzinst. Auch die Steiermärkische Sparkasse bietet Kunden Fondsprodukte mit besseren Konditionen an.
Wer höhere Zinsen für sein Erspartes bekommen will, muss auf kleinere (Online-)Banken ausweichen. Die Einlagensicherung beträgt auch bei diesen Banken (sofern mit Sitz in Österreich) 100.000 Euro. So zahlt etwa die Bank Direkt der RLB Oberösterreich auf Fixzinskonten laut AK-Bankenrechner neuerdings bis zu 2,5 Prozent – falls man sein Geld für fünf Jahre bindet. Die Santander Consumer Bank lockt Neukunden für täglich fällige Spareinlagen mit einem Prozent Zinsen. Für einige Sparprodukte gelten Regeln zu Mindesteinlagen.
Drei Prozent Zinsen für Kinder
Mit einem eigenen Sparefroh-Sparbuch versucht die Sparkassengruppe derzeit, Kindern das Konzept von Zinsen näherzubringen. Und hier werden Erwachsene neidisch. Denn für Kinder bis 10 Jahren gibt es bis zu 500 Euro 3,0 Prozent Zinsen pro Jahr.
Die Steiermärkische Sparkasse bietet zudem ein Modell an, das es so auch bei der Münze Österreich gibt: Goldsparen. Man zahlt monatlich mindestens 50 Euro und kauft damit Anteile an Goldmünzen wie den Philharmoniker oder Dukaten (bei Münze Österreich). Hat man den Marktpreis erreicht, wird die Goldmünze nach Hause geschickt.
Im vierten Quartal sollen Zinsen steigen
Bei den recht mickrigen Sparzinsen soll es aber nicht bleiben, teilen die Großen der Branche mit. Noch im vierten Quartal sollen die Zinsen nahezu flächendeckend von der Quasi-Nulllinie ausgehend angehoben werden. Grund dafür sind die Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Der Leitzins beträgt seit Mitte September nach zwei Anhebungen 1,25 Prozent – und soll voraussichtlich Ende Oktober ein weiteres Mal steigen.
Wohin die Reise geht, ist aber noch unklar: Bezüglich der Erhöhung der Sparzinsen und der Einführung von Festgeld "evaluieren wir den Markt und werden gegebenenfalls darauf reagieren", erklärt Kathrin Schrammel von der bank99. Per 16. Oktober will die Kärntner Sparkasse bei den variabel verzinsten Sparprodukten die Erhöhungen des EZB-Leitzinssatzes weitergeben. In welchem Ausmaß, hänge "vom aktuellen, individuell vereinbarten Zinssatz ab", erklärt Sprecher Philipp Heiser.
Noch halten sich Banker bedeckt
Zinsanpassungen dürfen auch Kunden der RLB Kärnten erwarten: Für Online-Sparer und gebundene Spareinlagen soll es mit Anfang Oktober höhere Zinsen geben. In welchem Ausmaß, sei noch offen. Auch die RLB Steiermark rechnet für die Zukunft mit deutlich steigenden Sparzinsen. Auch der starke Trend zum Online-Sparen halte bei den Kunden weiter an.
Ende Oktober will auch die BKS ihre Zinsen anpassen, über die Höhe der Anpassung kann auch die BKS vorerst nichts sagen, so BKS-Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer.
"Die Sparzinsen werden nach 15 Jahren wieder steigen", sagt etwa Hannes Zwanzger von der Volksbank Steiermark. "Wir rechnen damit, dass die EZB auf die Inflationsentwicklung mit weiter steigenden Leitzinsen reagieren wird. Davon wird mittelfristig auch der Sparer mit Zinsen am Sparkonto profitieren."
Die Zinsen auf längerfristige gebundene Spareinlagen werden wieder steigen, der Zeitpunkt dafür sei allerdings noch offen, sagt auch Johannes Jelenik, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Kärnten. Nur Anadi Bank-CEO Christian Kubitschek wartet noch ab, es sei "verfrüht, die im Marktvergleich attraktiven Sparzinsen zu ändern."
Eines ist freilich klar – selbst wenn die Sparzinsen dereinst zwei oder mehr Prozent betragen würden – der reale Wertverlust des Ersparten wird nur abgemildert, solange die Inflation so hoch ist.