Werfen wir zunächst einen schnellen Blick zurück auf das Jahr 2021 und den entsprechenden Erhebungszeitraum der "Wohnstudie", die IMAS im Auftrag der Erste Bank und der s Bausparkasse durchführte. Ein Ergebnis, das jetzt vorgestellt wurde: 75 Prozent der Steirerinnen und Steirer zeigen sich mit ihrer derzeitigen Wohnsituation "sehr zufrieden".
Was der Report allerdings auch zeigt: Die Immobilienpreissteigerungen machen auch vor der zufriedenen Steiermark nicht halt. Kontinuierlich geht’s nach oben, Spitzenreiter ist Graz. Dort legt man beim Kauf eines Erstbezugs durchschnittlich 4500 Euro pro Quadratmeter auf den Tisch. Gebrauchte Immobilien werden im Schnitt um 2800 Euro pro Quadratmeter gehandelt.
"Parallel zu den Immobilienpreisen steigen die Darlehenssummen", berichtet Andreas Kaim, Vorstand der s Bausparkasse. 2021 wurde im Schnitt ein Kredit von 150.000 Euro vergeben bei einer durchschnittlichen Laufzeit von 22 Jahren. Kaim ortet weiters einen Trend vom "klassischen" Grundstückskauf und Hausbau hin zum Erwerb von Bestandsimmobilien. Nicht zuletzt gebe es mehr Darlehensverträge, um zu renovieren und zu sanieren.
Starkes Kreditwachstum seit 2019
Wenngleich – und spätestens an dieser Stelle wagen wir den Schritt in die Jetztzeit – Wohnbaukredite in Summe aktuell etwas in die Bredouille geraten. Einerseits steigen die Kreditzinsen, andererseits gelten seit August strengere Vergaberegeln für Kredite. Und nicht zuletzt stiegen die Baukosten im Jahresvergleich um 16 Prozent. Ein Mix, der sich unmittelbar auf die Darlehen auswirkt. Wuchs das Neugeschäft bei Immobilienfinanzierungen vom zweiten Quartal 2019 bis ins zweite Quartal 2022 noch um 44 Prozent, schwächt der Aufwind nun ab.
"Die Nachfrage geht seit Sommer spürbar zurück", sagt Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Sparkasse. Vor allem die neuen Vergabekriterien würden wirken, und hierbei wiederum primär die Schuldendienstquote, die 40 Prozent nicht mehr übersteigen darf. Sprich, die Kreditrückzahlung darf nicht mehr als 40 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens ausmachen. Andreas Kaim: "Dass Projekte nicht machbar sind, liegt zurzeit sehr oft an dieser Quote." Zugleich sieht Fabisch keinen Stillstand. Die meisten Finanzierungen könne man weiter "unterbringen", zudem könnte es eventuell noch zu Erleichterungen für Jungfamilien kommen.
Wie dem auch sei: Steigen die Zinsen weiter und sinkt die Nachfrage längerfristig, könnten auch die Immobilienpreise sinken. Gerhard Fabisch: "Noch sehen wir keinen Preisverfall. Aber wahrscheinlich wird die Kurve abflachen." Schon jetzt ortet der Banker etwa "weniger Bautätigkeit" bei gemeinnützigen Bauträgern, weil diese sich an Preisobergrenzen halten müssten.