Der Reisemarkt bleibt zwar krisenbedingt voller Unwägbarkeiten und es ist offen, wann das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht wird. Die Zahlen des heimischen Reiseveranstalters Ruefa zeigen heuer aber doch eine deutliche Erholung gegenüber den beiden Vorjahren. Heuer bis Ende August wurden gut 70 Prozent des Umsatzes des Vergleichszeitraums 2019 erzielt. Die Buchungsnachfrage bis November ist stark, für den Winter aber noch sehr zurückhaltend. Zudem wird Reisen weiter teurer.

Das ging am Dienstag aus den Ausführungen der Ruefa-Geschäftsführerin Helga Freund und -Geschäftsführer Michele Fanton hervor, als sie vor Journalistinnen und Journalisten in Wien eine Rück- und Vorschau präsentiert haben. Das Sommergeschäft wurde im Vorjahresvergleich demnach mehr als verdoppelt. "Ganz ungetrübt waren die letzten Monate aber nicht – wir hatten mit Teuerungen, Flugchaos an neuralgischen Flughäfen und natürlich auch mit den weiterhin hohen Corona-Infektionszahlen einige Spielverderber dabei", sagte Freund.

Eigene Notfallhotline

Wegen der gestiegenen Probleme an Flughäfen außerhalb Österreichs richtete Ruefa eine eigene Notfallhotline ein, die auch wochenends ab 7 Uhr in der Früh erreichbar ist. Das sei stark angenommen worden und werde auch beibehalten, denn Probleme bei Fliegen bleiben weiterhin möglich – vor allem bezogen auf die Gepäckabfertigung, hieß es. Die Verwerfungen in der Luftfahrt führten auch zu einem weiteren Mehraufwand bei der Tochter des Österreichischen Verkehrsbüros. "Die Kolleginnen und Kollegen in den Reisebüros mussten jede vierte Buchung, die einen oder mehrere Linienflüge beinhaltete, mehrfach bearbeiten", sagte Freund.

Steigerung bei den Pauschalreisen

Die nunmehr erwarteten Preissteigerungen fallen nicht mehr so stark aus wie in den vergangenen Monaten. Sie werden im einstelligen, moderaten Bereich erwartet, hieß es bei der Pressekonferenz. Zuletzt war die Teuerung sehr hoch. Heuer im Sommer gab es eine Steigerung bei den Pauschalreisen gegenüber 2021 von 10 bis 15 Prozent. Vorteilhaft war und bleibe es, früh zu buchen, betonte Freund. Denn dann halte der Preis, auch wenn es unterdessen kurzfristige Preissteigerungen im sogenannten dynamischen Bereich bei Flugtickets und bei Hotels gibt. "Bestehende Buchungen wurden wie von uns angekündigt nicht erhöht. Mit entsprechenden Flexoptionen sind die Kundinnen und Kunden beim Frühbuchen immer besser ausgestiegen."

"Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis"

Die Ruefa-Kunden haben den Sommerurlaub 2022 um durchschnittlich 1280 Euro gebucht. Das ist mehr als ein Drittel über dem Vor-Corona-Niveau. Am meisten Reisen verkaufte Ruefa mit dem Anteil von einem Viertel nach Griechenland, dahinter folgte Spanien mit einem Zehntel sowie die Türkei und Italien mit rund 7 Prozent. Mit einem besonders guten Preis-Leistungs-Verhältnis lockt neben der Türkei Ägypten (gut 5 Prozent).

Viel weniger Österreich-Urlaube

Der Anteil der Österreich-Reisen brach nach den Auslandsreisebeschränkungen der letzten beiden Jahre heuer auf 3,9 Prozent (Platz sieben) ein, lag damit aber immer noch deutlich höher als vor der Coronakrise. Voriges Jahr war der Anteil der Österreich-Urlaube bei mehr als 7 Prozent gelegen, 2019 aber lediglich bei 2,3 Prozent.

Dass die Unsicherheiten bei den Verbrauchern analog zur Weltlage bleiben, zeigen noch verhaltene Winter-Buchungen. Der Buchungsstand liegt derzeit nur bei 28 Prozent verglichen zum Wert zum selben Zeitpunkt 2019 vor der Wintersaison 2019/2020. Zuletzt seien die Anfragen gestiegen.

Trend zur Spontanbuchung

"Allgemeine Preissteigerungen im Tourismus, das Thema Energiekrise und natürlich auch das unberechenbare Pandemiegeschehen – all das spielt zusammen und beeinflusst sowohl Stimmung als auch natürlich die Urlaubsbudgets", sagte Freund zur aktuellen Lage. Derzeit spiegle die Buchungslage die "absolute Kurzfristigkeit und Trend zur Spontanbuchung" wider. Dabei mache sich Frühbuchen bezahlt. "Auf kurzfristige Schnäppchen zu setzen, ist nicht ratsam", sagte Fanton. "Es mag schon sein, dass wir das eine oder andere Angebot reinbekommen, aber es wird definitiv nicht günstiger werden."

Für den Winter im Trend liegen längere Reisen in warme Gefilde – man kann zu Hause auch gleich teure Energie einsparen, was auch für rein Digital-Arbeitende interessant sei. Etwa seien Kenia, Ostafrika wieder im Kommen. Das gelte auch für Thailand.

Trend zur Nachhaltigkeit

Ebenso im Trend liegt allgemein die Nachhaltigkeit. Bis zum Sommer will Ruefa ein eigenes Label präsentieren, das das nachhaltige Reisen garantiert. Hier geht es um kleinere Hotels und mehr Nutzen für die lokale Wirtschaft.