Wifo-Chef Gabriel Felbermayr sieht in der steigenden Staatsverschuldung durch hohe Subventionen in der Energiekrise eine Gefahr. "Wir dürfen den Staat nicht überfordern. Mir macht die Vollkasko-Mentalität in Österreich Sorgen", sagt der Wifo-Chef der "Süddeutschen Zeitung". Zugleich warnte er, dass die steigenden Energierechnungen in den Haushalten zu einer sinkenden Akzeptanz der EU-Sanktionspolitik führen werden. "Es wird ein sehr heißer Herbst", prognostiziert Felbermayr.
Sollte Russland ab 1. Oktober kein Gas und Öl mehr nach Europa liefern, "hätten wir im Jahr 2023 um 30 Prozent zu wenig Gas". Dann müssten bestimmte Industrien stillgelegt werden. Das würde das BIP-Wachstum um vier Prozent einbrechen lassen, "damit wäre die Rezession ein Fakt", sagte der Wifo-Chef. Zugleich würde sich die Inflation 2023 im Vergleich zu einem Szenario ohne Gasstopp verdoppeln.
"Ökonomisch nicht sinnvoll"
"Übergewinnsteuern", also eine Abgabe auf krisenbedingt ungewöhnlich hohe Gewinne der Energiekonzerne, lehnt Felbermayr als "ökonomisch nicht sinnvoll" ab. Das gelte in Österreich, wo die Energieversorger weitgehend in öffentlichem Eigentum seien, besonders. Unternehmensgewinne und Ausschüttungen würden ohnehin besteuert. Man würde damit den Unternehmen das Geld wegnehmen, das sie für Investitionen brauchen.