Gut zwei Jahre dauert es noch, bis auch Österreich ein Pfandsystem für Einwegflaschen und Getränkedosen einführen wird. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Donnerstagvormittag stellte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler gemeinsam mit Robert Nagele und Philipp Bodzenta vom Trägerverein Einwegpfand nicht nur erste Details vor, sondern lüftete auch die Höhe des Pfands, 25 Cent - ohne jegliche Unterschiede. "Das ist einfach, man kann es sich leicht merken", so Gewessler.

Eine einzige Ausnahme wurde beschlossen: Auf Flaschen von Milch und Milchmischgetränken wird kein Pfand erhoben, da das Sammeln hier mit Geruchsproblemen einhergehen und hygienisch problematisch werden könnte. Zur Rücknahme werden alle verpflichtet, die Dosen oder PET-Flaschen auch verkaufen. Gewessler ist hier aber Augenmaß wichtig: "Eine Bäckerei, die üblicherweise die 0,5-Literflaschen verkauft, muss auch nur die zurücknehmen." Auch kleine Händler müssen nur die Mengen refundieren, die sie auch üblicherweise verkaufen. 

Damit das Rückgabenetz möglichst dicht ist, wird es neben den Rücknahmeautomaten in Supermärkten auch welche an Knotenpunkten wie Bahnhöfen oder auch bei Altstoffsammelzentren geben.

Kleine Händler bekommen Investition voll gefördert

Der Aufbau der Pfandautomaten - einer kostet etwa 20.000 Euro - wird von der Regierung mit insgesamt 80 Millionen Euro gestützt. Für kleine Händler wird die Installation der Automaten zur Gänze gefördert. Die Mittel kommen aus dem Wiederaufbaufonds der EU.

Vor einem Jahr hatte Gewessler die Einführung eines Einwegpfands mit Unterstützung von großen Teilen des Handels gegen den Widerstand der Wirtschaftskammer und der ARA beschlossen. Das zentrale Ziel ist, dass sich das System finanziell selbst tragen wird. "Wir wollen das beste, effizienteste System in Europa aufbauen", so Robert Nagele, Vorstand im Trägerverein Einwegpfand.

Nagele ist hauptberuflich im Top-Management von Billa, kann also auf Erfahrungen der deutschen Muttergesellschaft Rewe zurückgreifen, wo es das Einwegpfand inzwischen seit 20 Jahren gibt. "Unser System wird einfacher sein, in Deutschland gibt es unterschiedlichste Player, es ist ein sehr komplexes System", so Nagele. In Österreich ist sozusagen der Trägerverein die einzige Trägerrakete, die ohne Profitorientierung eine gerechte Lastenverteilung bewerkstelligen muss.

Mitglieder des Vereins sind die großen Supermarktketten, die Getränkehersteller und Abfüller sowie die Branchenvertreter für den Handel aus der Wirtschaftskammer. Jeder Mitspieler am Markt kann ihm beitreten. Der Verein finanziert sich einerseits aus Mitgliedsbeiträgen und andererseits aus Einnahmen durch den Verkauf der Rohstoffe, also der PET-Flaschen und Aludosen. Dazu eine simple Rechnung ohne Berücksichtigung von Schwund: Pro Jahr werden in Österreich allein 2,4 Milliarden Getränke in Plastikflaschen oder Dosen verkauft. Das entspricht künftig einem Gegenwert von 510 Millionen Euro. 

"Es geht hier um viel Geld", bestätigt Bodzenta, ebenfalls im Vereinsvorstand und hauptberuflich Sprecher von Coca-Cola Österreich. Er sagt: "Fehler im Design würden es unrentabel machen". Er streicht aber auch das große Interesse der Getränkehersteller heraus, möglichst viel der eingesetzten Rohstoffe zurückzubekommen. Schließlich nimmt die EU mit ihren schrittweise immer strengeren Vorgaben für geschlossene Materialkreisläufe die Industrie auch hier ab 2025 stärker in die Pflicht: Dann müssen PET-Flaschen zu mindestens 25 Prozent aus recyceltem Material bestehen. 

Auch bei den bereits ab 2024 geltenden Mehrwegquoten sieht sich der Handel offenbar auf gutem Weg. Nagele zufolge, seien bereits individuelle Lösungen gefunden worden. 

Gegen die allgemeine Plastikflut wurde im Abfallwirtschaftsgesetz ebenfalls etwas vorgesehen: Ab 2023 sollen alle Kunststoffverpackungen in die gelbe Tonne beziehungsweise Gelben Sack gegeben werden. Hier soll laut EU-Vorgaben die Sammelquote von derzeit 25 Prozent auf 50 Prozent bis 2025 gesteigert werden.