Die Aktien von Stromversorgern sind am Mittwoch im Vormittagsverlauf sprunghaft angestiegen. In Wien legte die Aktie des Verbund bis gegen 11.40 Uhr 12,5 Prozent zu. Titel der EVN stiegen vergleichsweise moderat um 2,2 Prozent.
Auch im Euro-Stoxx-50 und im DAX fanden sich Titel von Stromversorgern ganz oben. Aktien der spanischen Iberdrola gewannen 3,3 Prozent. Titel der RWE gewannen in Frankfurt 8,9 Prozent, E.ON legten 2,8 Prozent zu. Als möglichen Auslöser für den Kurssprung nannten Marktbeobachter einen Pressebericht, demzufolge die EU eine Preisobergrenze plant für Strom, der nicht mit Gas erzeugt wird.
Die "Financial Times" berichtete über eine mögliche Preisobergrenze von 200 Euro je Megawattstunde (MWh) für nicht mittels Gas erzeugten Strom in der EU.
Ausbau erneuerbarer Energien nicht ausbremsen
Der Goldman-Sachs-Experte Alberto Gandolfi sieht die Nachricht "enorm positiv, wenn sie sich bestätigt". Die meisten Versorger planen laut Gandolfi aktuell mit rund 50 Euro je MWh und er habe einen Cap von 75 Euro angesetzt. Gandolfi merkte aber an, dass es sich bei diesem sehr hohen Cap um ein sehr optimistisches Szenario handle.
Die EU sucht nach einer Lösung, die die Preisobergrenze hoch genug ansetzt, um weitere Investitionen in nicht-gasbasierte Technologie nicht auszubremsen. Auch Analyst Ahmed Farman vom Investmenthaus Jefferies wertete die kolportierte Preisgrenze positiv für die Versorger. Allerdings müsse mehr getan werden, um das Problem der Energieknappheit anzugehen.
Versorger-Aktien konnten sich damit erholen, nachdem sie zuletzt stark unter einem Rückgang der Strompreise, aber auch den europaweiten Debatten über mögliche Übergewinnsteuern gelitten hatten. Bei der Verbund-Aktie könnte daneben auch die Nachrichtenlage rund um die Wien Energie eine Rolle gespielt haben.
Einnahmen Russlands reduzieren
Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen drängt auf einen Preisdeckel für russisches Gas und begründet das mit den explodierenden Preisen. Die Einnahmen Russlands müssten reduziert werden, Präsident Wladimir Putin nutze das Geld, um den Angriffskrieg in der Ukraine zu finanzieren. Zudem will die EU-Kommission eine Deckelung auf Gewinne von Stromunternehmen einführen, die günstig produzieren könnten.
Unternehmen der fossilen Energiewirtschaft sollten demnach einen Solidaritätsbeitrag leisten, um die hohen Belastungen der Menschen kompensieren zu können. Schließlich sollte der Stromverbrauch in Spitzenzeiten rationiert sein. Die Vorschläge sollen den Energieministern der EU-Mitgliedstaaten bei ihrem Treffen am Freitag zur Beratung vorgelegt werden.