Da ist sie (schon) wieder, diese spürbare Unruhe in weiten Teilen der EU. Heute stoppt der russische Gasriese Gazprom die Lieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1. Für Wartungsarbeiten an einer Turbine, wie es heißt. Bereits im Juli gab es für die Jahresrevision eine zehntägige Totalunterbrechung der Gaslieferungen.
Damals wie heute wird die bange Frage aufgeworfen, ob Russland die – ohnehin bereits stark gedrosselten (siehe Grafik) – Lieferungen überhaupt wieder aufnehmen wird. Diesmal ist die Wartung für drei Tage angesetzt, konkret geht nach Darstellung der Gazprom um den einzig verbliebenen Turbine der Kompressor-Station Portowaja, diese soll an Ort und Stelle von Siemens-Experten gewartet werden.
Zuletzt war Nord Stream 1 nur zu 20 Prozent ausgelastet. Wegen fehlender Turbinen, wie betont wurde. Damit wurden täglich etwa 33 Millionen Kubikmeter Gas durch die Ostsee nach Deutschland gepumpt. Ein Volumen, das nach der Wartung wieder erreicht werden soll, „wenn keine Fehler auftreten“, wie es von Gazprom Mitte August hieß.
Allein die Ankündigung einer neuerlichen Wartung hatte zuletzt immer wieder neue Rekordhochs beim europäischen Gaspreis nach sich gezogen.
„Technisch nicht nachvollziehbar“
Während Moskau weiterhin allein technische Gründe, die aus den westlichen Sanktionen resultieren würden, für die Liefereinschränkungen nennt, wird das in vielen europäischen Ländern bezweifelt. Die deutsche Bundesnetzagentur hatte die Wartung beispielsweise als „technisch nicht nachvollziehbar“ bezeichnet. Und Frankreichs Energieministerin Agnès Pannier-Runacher sagte erst gestern: Russland setze ganz offensichtlich die Gasversorgung als Waffe ein. Man müsse sich auf die schlimmste Möglichkeit vorbereiten – die komplette Unterbrechung der Lieferungen.
Zuletzt sorgten Meldungen für Aufregung, wonach Russland aufgrund voller Lager und stark verringerter Lieferungen in die EU große Mengen an Erdgas einfach abfackelt.