1. Wie hilft der Bund jetzt der Wien Energie aus dieser prekären Lage?
Er wird Wien Energie über die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur eine Kreditlinie über zwei Milliarden Euro zur Verfügung stellen.
2. Warum zwei Milliarden Euro?
Der Betrag liegt etwas höher als die 1,75 Milliarden Euro, die die Wien Energie ursprünglich am Montag als Besicherung für seine Geschäfte an der Leipziger Strombörse hätte vorweisen müssen. Diese Berechnung beruhte auf den dort am Freitag noch einmal völlig explodierten Strompreisen.
3. War die Wien Energie dadurch in Gefahr?
Ja. Deshalb löste sie Großalarm aus. Mithilfe der Stadt Wien allein wäre dieser Betrag nicht aufzustellen gewesen, was den existenzbedrohenden Ausschluss der Wien Energie von der internationalen Strombörse bedeutet hätte.
4. Die Stadt Wien hat Montag noch einmal 700 Millionen Euro überwiesen. Hat das gereicht?
Akut war diese Hilfe wesentlich. Dass noch einmal 700 Millionen reichten, liegt an den wieder gesunkenen Preisen. Die 1,75 Milliarden wurden korrigiert. Wien Energie bekam wieder eine Art Gutschrift von 798 Millionen Euro.
5. Kann die Wien Energie denn ihre Kunden nicht einfach ohne die Strombörse versorgen?
Nein, weil sie nicht genug Eigenversorgung durch erneuerbare Energien, insbesondere Wasserkraft hat, sie muss also oft Strom kaufen. In anderen Situationen hat sie einen Stromüberschuss, den sie verkaufen muss. Weil Wien aus Gas Strom erzeugt, werden die Kraftwerksleistungen auch rund hundertmal im Jahr angefordert, weil der Strom aus erneuerbaren Quellen nicht ausreicht. Auch die technische Verquickung der Kraftwerke mit dem riesigen Fernwärmenetz erfordert viele Ausgleiche durch den Stromhandel. Einzelne Lieferpartner könnten die Bedarfe nicht decken oder die Mengen nicht abnehmen. Laut Wien Energie ist die Teilnahme an der Börse alternativlos.
6. Hat man in der Wien Energie spekuliert?
Das kann man vorläufig eher mit Nein beantworten. Aufsichtsratschef Peter Weinelt beteuerte bei einem Pressegespräch am Dienstag mehrfach, dass es dazu ein klares Verbot gebe. "Wir machen keine Leerverkäufe", so Weinelt. Geprüft wird das vom Stadtrechnungshof, es will aber auch der Bundesrechnungshof aktiv werden.
7. Wie viel Strom produziert die Wien Energie, mit wie viel handelt sie?
Die Jahresproduktion liegt bei 6,28 Terawattstunden. Die Handelspositionen, die sie bis Ende 2024 eingegangen ist, umfassen 4,48 Terawattstunden. Genau für die werden die Kautionen verlangt. Als hoher Sicherheitspolster, dass dieser Strom tatsächlich einmal zur Verfügung stehen wird.
8. Werden die Kunden für diese Probleme zahlen müssen?
Die Wien Energie will mit den massiven Preiserhöhungen per 1. September durch diese Krise kommen.
9. Warum hat Bürgermeister Ludwig nicht früher Stellung bezogen?
Darauf gibt er keine befriedigenden Antworten.
10. Kommt jetzt ein Schutzschirm?
Nein, weil ihn derzeit laut Bund kein anderes Unternehmen braucht.
11. Wie geht es mittelfristig weiter?
Auf EU-Ebene gibt es am 9. September einen Gipfel, der neue Lösungen bringen soll.
Claudia Haase