Die US-Notenbank Fed hat im Kampf gegen die Inflation weitere Leitzinserhöhungen in Aussicht gestellt. "Die Wiederherstellung der Preisstabilität wird wahrscheinlich die Fortsetzung einer restriktiven Geldpolitik für einige Zeit notwendig machen", sagte der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, am Freitag auf der Notenbankkonferenz von Jackson Hole.

Das "überragende Ziel" der Fed sei es, den Zielwert für die Inflation von zwei Prozent wieder zu erreichen. Ein zu zögerliches Vorgehen würde nur die langfristigen Kosten erhöhen, sagte Powell. Er versuchte die Marktspekulationen auf eine Zinssenkung im kommenden Jahr zu dämpfen. Die historische Erfahrung sprächen dagegen, die Geldpolitik zu früh zu lockern.

Erneut "außergewöhnlich großer" Zinsschritt möglich

Powell gab jedoch noch keine klaren Signale für die nächste Zusammenkunft. "Unsere Entscheidung auf der September-Sitzung wird von der Gesamtheit der eingehenden Daten und den sich entwickelnden Aussichten abhängen", sagte der Notenbanker. Es könnte jedoch ein erneut "außergewöhnlich großer" Zinsschritt notwendig werden. An den Märkten wird spekuliert, dass die Fed den Leitzins um 0,50 oder 0,75 Prozentpunkte anheben könnte.

Die US-Notenbank hatte ihren Leitzins auf der jüngsten Sitzung im Juli um 0,75 Prozentpunkte auf 2,25 bis 2,50 Prozent erhöht. Es war der vierte Anstieg des Leitzinses seit Beginn der Corona-Pandemie - und der zweite in Folge um 0,75 Prozentpunkte. Der Grund ist die sehr hohe Inflation. Die Jahresrate hatte im Juli bei 8,5 Prozent gelegen. Die Fed strebt eine Rate von zwei Prozent an.

Das Umfeld für die Notenbank ist schwierig. Die hohe Inflation spricht für weitere Zinserhöhungen. Gleichzeitig hat sich die Konjunktur zuletzt merklich abgekühlt und ist in eine sogenannte technische Rezession gerutscht. Das Bruttoinlandsprodukt der USA war zwei Quartale in Folge geschrumpft. Gleichzeitig zeigt sich der Arbeitsmarkt sehr robust. Powell hat daher erneut die Datenabhängigkeit der Entscheidungen der Fed betont.

Rede sorgt für starke Verluste an Aktienmärkten

Die Aktienmärkte - sowohl in den USA als auch in Europa - gaben nach Powells Aussagen nach. Auch der Euro geriet nach Gewinnen wieder unter Druck und fiel unter die Parität zum US-Dollar. Die Renditen am US-Anleihemarkt sanken ein wenig.

Die wichtigsten europäischen Börsen haben sich am Freitag mit deutlichen Abschlägen ins Wochenende verabschiedet. Im Frühhandel hatten sie zunächst noch klare Zugewinne verbucht, diese gaben sie im Verlauf jedoch wieder ab, bevor sie nach Powells Rede  tief in die Verlustzone rutschten. So schloss der Euro-Stoxx-50 satte 1,93 Prozent tiefer bei 3.603,68 Punkten. In Frankfurt ging es für den DAX 2,26 Prozent bergab auf 12.971,47 Zähler. In London ging der FTSE-100 etwas moderatere 0,70 Prozent schwächer bei 7.427,31 Einheiten aus dem Handel, hier stützten vor allem die Rohstoffwerte.

Wiener ATX gab um 1,33 Prozent nach

Auch in Wien war der ATX noch mit klaren Kursgewinnen gestartet, im Verlauf ging ihm dann zwar kurz ein wenig die Luft aus, aber erst die schwache Eröffnung an der Wall Street und die Rede von Powell zwangen ihn endgültig ins Minus. Ab diesem Zeitpunkt ging es fast stetig bergab. Der ATX schloss um 1,33 Prozent tiefer auf 2.949,73 Einheiten. Auch der ATX Prime büßte 1,28 Prozent auf 1.491,56 Zähler ein.

Commerzbank-Ökonom Christoph Balz erwartet nach der Rede in diesem Jahr weiterhin eine Anhebung der Zinsen auf 4 Prozent, auch wenn die Straffung der Geldpolitik im kommenden Jahr eine Rezession auflösen könnte. Marktspekulationen auf Zinssenkungen 2023 hätte Powell hingegen gedämpft.