Mit kommender Woche – ab 1. September – steigen die Gaspreise um 58 Prozent – und die nächste empfindliche Verteuerung für zahlreiche steirische Energiekundinnen und -kunden dürfte im Oktober folgen. Es geht um rund 100.000 FernwärmekundInnen. Die Energie Steiermark und die Energie Graz haben nun, wie bereits im Mitte Juni angekündigt, einen Antrag bei der Preisbehörde des Landes eingereicht. Nun steht auch die Höhe fest: Die Preise für Endkunden sollen ab 1. Oktober um durchschnittlich rund 65 Prozent erhöht werden.
Laut den Energieversorgern bedeute das für einen durchschnittlichen Wohnungshaushalt mit einem Verbrauch von 7500 Kilowattstunden (kWh) eine monatliche Mehrbelastung von rund 50 Euro. Man verweist auch darauf, dass die Fernwärmepreise in Wien zuletzt um 92 Prozent, in St. Pölten gar um mehr als 150 Prozent erhöht wurden.
"Die Entwicklung bei den Bezugspreisen von Erdgas ist für die heimischen Energieunternehmen anhaltend dramatisch: Sie sind in den letzten Monaten um fast das Zehnfache gestiegen", wird in einer Aussendung betont. Diese Mehrbelastung sei bis dato nur in geringem Umfang an die rund 100.000 steirischen FernwärmekundInnen weitergegeben worden. "Dies hatte allein im Jahr 2021 einen Verlust in der Höhe von rund 12 Millionen Euro für die Energie Steiermark zur Folge. Dieser Verlust droht bis 2023 auf über 50 Millionen Euro anzuwachsen."
Seitens der Energie Steiermark wird festgehalten, "dass es sich bei diesem Schritt ausschließlich um die Weitergabe der Bezugspreise bei Erdgas handelt, nicht jedoch um eine Steigerung von Gewinnen".
Behördliches Verfahren
Die Fernwärmepreise unterliegen einer eigenen Regulierungssystematik, Erhöhungen müssen also beim Amt der Steiermärkischen Landesregierung eingereicht werden und werden dann in einem behördlichen Verfahren geprüft. Diese Regulierungssystematik der Fernwärmepreise sieht einerseits eine Preiserhöhung, aber auch eine zwingende Preissenkung, abhängig von den tatsächlichen Einkaufspreisen der Fernwärme vor. Das bedeutet: Wenn die Einkaufspreise wieder sinken, sind Energie Steiermark und Energie Graz auch verpflichtet, eine entsprechende Preissenkung durchzuführen.
Heizkostenzuschuss wird erhöht
Das Land Steiermark bestätigt, dass ein entsprechender Antrag eingegangen ist. Es wird nun den Heizkostenzuschuss erhöhen, wie Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) und Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang (SPÖ) in einer Aussendung festhalten. "Aufgrund der zunehmenden Belastungen für die steirischen Haushalte haben wir im Juli den Steiermark-Bonus in Höhe von 300 Euro ausbezahlt." Nun werde "als Sofortmaßnahme für die kommende Saison den Heizkostenzuschuss des Landes Steiermark auf 340 Euro verdoppeln". Gleichzeitig appellieren Drexler und Lang "eindringlich an die Bundesregierung, das angekündigte Modell der Strompreisbremse rasch in Umsetzung zu bringen, um eine spürbare Entlastung für die Haushalte bei den Energiepreisen zu schaffen".
Mit der Verdopplung des Heizkostenzuschusses setze man "rasch eine wichtige Maßnahme, die spürbar dabei unterstützt, mit den belastenden Mehrkosten zurande zu kommen", so Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) und Landesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP).
In der Saison 2021/2022 haben laut Angaben des Landes insgesamt 13.164 Haushalte den Heizkostenzuschuss erhalten. Der verdoppelte Heizkostenzuschuss für 2022/2023 werde von der Landesregierung im September beschlossen werden und soll ab 1. Oktober 2022 – wie bisher üblich – bei den Gemeinden bzw. bei der Stadt Graz beantragt werden können.
Zwei Milliarden Euro für Öko-Energie-Projekte
Die Vorstände der Energie Steiermark, Christian Purrer und Martin Graf, betonen: "Wir setzen alles daran, vor allem auch im Wärmebereich die Ökologisierung der Energieproduktion rasch voranzutreiben, um die Abhängigkeit von Gas massiv zu reduzieren." Für den Bau erneuerbarer Energie-Projekte ist in den Budgets der kommenden Jahre in Summe ein Investitionsprogramm von rund zwei Milliarden Euro vorgesehen. Im Bereich Fernwärme werden gemeinsam mit Partnern über 300 Millionen Euro investiert.
Zudem wird darauf verwiesen, dass in Kooperation mit der Caritas Steiermark, dem Tochterunternehmen Energie Graz und der Stadt Graz von der Energie Steiermark ein Härtefallfonds in Höhe von mittlerweile 1,1 Millionen Euro eingerichtet wurde. Zusätzlich werden Personalkosten für Beraterinnen und Beratern finanziert, die von Energiearmut betroffenen Menschen rasch und unbürokratisch helfen sollen.