Der ehemalige Twitter-Sicherheitschef Peiter Zatko hat dem Kurznachrichtendienst Medienberichten zufolge gravierende Mängel beim Datenschutz vorgeworfen. Twitter habe gegenüber den Regulierungsbehörden irreführende Angaben über Nutzer-Konten und Maßnahmen gegen Hackerangriffe gemacht, zitierten am Dienstag CNN und die "Washington Post" aus einem 84-seitigen Bericht Zatkos.
Das US-Unternehmen habe seine Schutzmaßnahmen übertrieben dargestellt. Zatko habe seine Kollegen davor gewarnt, dass die Hälfte der Server veraltet und anfällig für Angriffe sei. Twitter-Chef Parag Agrawal habe die Vorwürfe gegenüber Mitarbeitern zurückgewiesen, berichtete ein CNN-Reporter auf dem Dienst unter Berufung auf ein Memo.
Hintergrund Rechtsstreit
Die Vorwürfe spielen sich ab vor dem Hintergrund des Rechtsstreits um die gescheiterte Twitter-Übernahme durch Tesla-Chef Elon Musk. Dieser hatte im Juli sein 44 Milliarden Dollar schweres Übernahme-Angebot zurückgezogen. Musk begründete dies mit angeblichen Verstößen Twitters gegen Vereinbarungen des Deals. Das Gerichtsverfahren soll am 17. Oktober beginnen. Von Musk war am Dienstag zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Als Reaktion auf die Vorwürfe strukturiert Twitter nun seine Teams um, die sich mit der Reduzierung von schädlichen Inhalten und gefälschten Nutzerkonten befassen. Das Social-Media-Unternehmen werde sein Team für den Bereich Health Experience, das an der Reduzierung von Fehlinformationen und schädlichen Inhalten arbeitet, mit dem Service-Team, das für die Überprüfung von Profilen und für die Entfernung von Spam-Accounts zuständig ist, in einer neuen Arbeitsgruppe zusammenlegen. Die Gruppe soll unter dem Namen "Health Products and Services (HPS)" agieren, hieß es in der E-Mail am Dienstag an die Mitarbeiter, die von der Nachrichtenagentur Reuters eingesehen wurde.
HPS wird von Ella Irwin geleitet, die erst im Juni ins Unternehmen kam. Die Umstrukturierung "spiegelt unser anhaltendes Engagement wider, Prioritäten zu setzen und unsere Teams auf die Verfolgung unserer Ziele zu fokussieren", erklärte ein Twitter-Sprecher.