Otmar Petschnig, Geschäftsführer der Firma Fleischmann & Petschnig und Vizepräsident der Wirtschaftskammer Kärnten, ist seit Mai Vorsitzender des wirtschaftspolitischen Beirates. Eine Einrichtung, die es in der Form nur in Kärnten gibt. Inklusive Ersatzmitgliedern sind in dem Gremium 32 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, von Interessensvertretungen, Start-ups und aus der Kreativwirtschaft vertreten.

Und die Ziele, welche man sich gesetzt hat, sind groß:"Wir werden bis Dezember konkrete Vorschläge ausarbeiten, welche die Landesregierung in der wirtschaftspolitischen Strategie für die nächste Legislaturperiode unterstützen soll", sagt Petschnig. Denn eine solche Strategie fehle derzeit. Das Land brauche "dringend eine wirtschaftspolitische Orientierung". Auf die Frage, wie man verhindern will, dass dieses Papier nur eine weitere Unterlage bleibt, meint er: "Wir werden alles tun, damit das nicht passiert." Vorschläge, welche in den einzelnen Sitzungen mit Experten zu Papier gebracht werden, sollen konsequent umgesetzt werden.

Drei Schwerpunktthemen

Aktuell beschäftige sich der wirtschaftspolitische Beirat mit drei Schwerpunktthemen: Bildung und Arbeitskräftepotenzial, Positionierung Kärntens als nachhaltigste Region und Alpe-Adria-Raum. Beate Gfrerer, Stellvertreterin von Petschnig im Beirat und Leiterin der Volkshochschule Kärnten, sieht im Bereich der Bildung drei Handlungsfelder. Rollenklischees würden noch immer die Studien- und Berufswahl beeinflussen, das Image der Lehre entspreche nach wie vor nicht ihrem Stellenwert in der Wirtschaft, und die Aus- und Weiterbildungsangebote der Bildungsträger und der Bedarf in der Wirtschaft würden eine verstärkte Abstimmung benötigen. Es brauche daher verstärkt studienorientierte Praktika in Betrieben, einen Ausbau der Mint-Fächer und damit der mathematischen, digitalen, naturwissenschaftlichen und technischen Kompetenz.

Kärnten nachhaltig positionieren

Hans Pucker von der Arbeiterkammer Kärnten erklärte wie wichtig die Nachhaltigkeit in Zusammenhang mit der Positionierung Kärntens sei. "Durch den notwendigen Wandel am Arbeitsmarkt drohen einerseits Jobverlust und das Verschwinden ganzer Branchen, andererseits entstehen auch enorme Chancen für qualitativ hochwertige Beschäftigung in einer nachhaltigen Wirtschaft", so Pucker. Kärnten müsse als Spitzenreiter in Sachen erneuerbare Energie weiterentwickelt werden. Da sei im Bereich Wind und Fotovoltaik noch "viel Luft nach oben". Enormes Wachstumspotenzial biete auch die regionale Nahrungs- und Genussmittelproduktion sowie Holz entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Forstwirtschaft über Produkte im Holzbau bis hin zu Biomasse, Papierindustrie und neuen Verbundwerkstoffen.

Wie wichtig der Alpe-Adria-Raum für Kärnten ist, betonte Meinrad Höfferer, Direktor der Wirtschaftskammer Kärnten. Das Bild Kärntens in dieser Region sei allerdings von touristisch-kulturellen Klischees geprägt. Weshalb es wichtig sei, die Region als komplexen Wirtschaftsstandort sichtbar zu machen. Höfferer fordert aber auch, dass grenzüberschreitende EU-Projekte administrativ dringend vereinfacht werden müssten: "Es war noch nie so komplex und so kompliziert wie jetzt. Es ist ein Spießrutenlauf. Und wenn sich da nichts ändert, werden wir bald noch mehr Förderwerber verlieren." Man müsse zwischen Kärnten, Slowenien und Italien eine einheitliche Programmschiene haben. Auch die Vernetzung der Start-up-Szene im Alpe-Adria-Raum beinhalte enorme Chancen. Ebenso die Verbesserung der Sprachkompetenzen.