Adidas trennt sich nach anhaltenden Schwierigkeiten im China-Geschäft von seinem Chef. Kasper Rorsted werde das Unternehmen im kommenden Jahr verlassen, teilte der Sportartikelhersteller am Montag nach einer Sitzung des Aufsichtsrats mit.
Adidas-Aufsichtsratschef Thomas Rabe sagte, nach drei herausfordernden Geschäftsjahren, die weltweit von der Coronapandemie und geopolitischen Spannungen geprägt gewesen seien, sei nun der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel gekommen, "um dem Unternehmen einen Neustart zu ermöglichen". An der Börse kam das Vorhaben nicht gut an: Die Aktien sackten in einem schwachen Marktumfeld rund drei Prozent ab.
"Richtig und wichtig"
Rorsted verwies am Montag darauf, dass die vergangenen Jahre von zahlreichen externen Faktoren gekennzeichnet gewesen seien, welche das Geschäft erheblich beeinträchtigt hätten. "Es hat viel Kraft gekostet, diese externen Herausforderungen zu bewältigen. Deshalb ist ein Neustart im kommenden Jahr für das Unternehmen und mich persönlich richtig und wichtig." Er habe sich mit dem Aufsichtsrat in gegenseitigem Einvernehmen auf sein Ausscheiden 2023 geeinigt. Die Suche nach einem Nachfolger laufe. Rorsted werde sein Amt so lange weiterführen, bis ein neuer Vorstandsvorsitzender gefunden sei.
Adidas kämpft derzeit vor allem mit Schwierigkeiten im China-Geschäft und senkte zuletzt seine Prognosen für das laufende Jahr. Der Sportartikelhersteller macht dafür die wiederholten Lockdowns verantwortlich, welche in der Volksrepublik zuletzt nach Coronainfektionen immer wieder verhängt wurden. Rorsted gab die Hoffnung auf, dass sich das hochprofitable China-Geschäft im zweiten Halbjahr erholen werde.
Ein Fünftel des Umsatzes in China
Zusätzlich leidet Adidas in der Volksrepublik wie andere westliche Textilkonzerne seit dem vergangenen Jahr auch unter Boykottaufrufen in den sozialen Medien, nachdem im Westen Kritik am Umgang Chinas mit der uigurischen Minderheit in Xinjiang geübt worden war. Die Textilhändler sitzen in China auf unverkauften Waren. 2021 hatte Adidas ungefähr ein Fünftel seines Umsatzes in China erwirtschaftet. Ein längerfristiger Ausfall von China könnte die Gewinn- und Umsatzziele bis 2025 infrage stellen: Sollten sich die ursprünglichen Annahmen dauerhaft ändern, müssten die Ziele angepasst werden, sagte Rorsted zuletzt dem "Handelsblatt".
Seit 2016 an der Spitze
Der Däne stand seit 2016 an der Spitze des Sportartikelherstellers. Sein Vertrag war zuletzt 2020 bis zum Jahr 2026 verlängert worden. Er hat Adidas umgebaut und sich von den Töchtern TaylorMade, CCM Hockey und Reebok getrennt. Der US-Sportartikelhersteller wurde 2021 nach 15 Jahren abgestoßen, nachdem er die Erwartungen nie erfüllen konnte. Dafür erhält Adidas bis zu 2,1 Milliarden Euro. Ein Teil des Verkaufserlöses fließt jedoch nur, wenn Bedingungen erfüllt sind – einem Bericht des "Manager Magazins" zufolge hängen etwa 800 Millionen Euro davon ab, ob der neue Reebok-Eigentümer Authentic Brands für bestimmte Länder gute Verträge zur Vermarktung von Reebok abschließen kann.