Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), ‌Marcel Fratzscher, sieht Deutschland angesichts rasant steigender Preise und einbrechender Konsumlaune vor einer längeren Durststrecke. Der "Preisschock" sorge für einen permanenten Wohlstandsverlust in großen Teilen der Bevölkerung, sagte Fratzscher dem "Spiegel". Betroffen seien gerade die unteren 40 Prozent der Gesellschaft, die fast ihr gesamtes Einkommen für ihren Lebensunterhalt ausgäben.

Größtes Minus beim Einzelhandelsumsatz seit 1994

"Sie konsumieren alles nicht unbedingt Lebensnotwendige künftig deutlich zögerlicher bis gar nicht mehr", sagte der Ökonom. Die Deutschen halten ihr Geld derzeit zusammen, wie lange nicht. Das Statistische Bundesamt meldete für Juli den größten Rückgang beim Einzelhandelsumsatz seit 1994. Fratzscher befürchtet eine Abwärtsspirale: "Eine hohe Inflation drückt die Kauflaune der Kunden, das sorgt für weniger Geld bei den Unternehmen, um zu investieren. Das könnte eine Abwärtsspirale mit einer für ein oder zwei Jahre anhaltenden schwachen Wirtschaftsleistung in Gang setzen." Wenn Menschen mit geringen Einkommen weniger ausgäben, sei das gesamtwirtschaftlich viel bedeutsamer, als wenn die oberen zehn Prozent sparten, sagte der DIW-Präsident.