Der angeschlagene deutsche Energiekonzern Uniper sieht nach einem Milliardenverlust im Zuge ausbleibender russischer Gaslieferungen Besserung erst in den kommenden Jahren. "Für 2023 erwarten wir eine Ergebnisverbesserung und streben an, ab 2024 die Verlustzone zu verlassen", sagte Finanzchefin Tiina Tuomela am Mittwoch laut Mitteilung bei der Vorlage der Halbjahreszahlen in Düsseldorf. Im ersten Halbjahr 2022 stand ein Verlust von zwölf Milliarden Euro zu Buche.
Für das laufende Jahr erwartet Uniper infolge der deutlich reduzierten russischen Gaslieferungen ein negatives Ergebnis. Die Angabe einer adäquaten Bandbreite sei angesichts des volatilen Umfelds nicht möglich. In den ersten sechs Monaten rutschte das mehrheitlich zum finnischen Energiekonzern Fortum gehörende Unternehmen tief in die roten Zahlen.
Größter Gasimporteur
Der Konzernfehlbetrag belief sich im ersten Halbjahr auf über zwölf Milliarden Euro. Mit 6,5 Milliarden Euro steht mehr als die Hälfte davon im Zusammenhang mit erwarteten künftigen Unterbrechungen der Gaslieferungen. Außerdem sind in der Summe bereits bekannte 2,7 Milliarden Euro Abschreibungen enthalten - unter anderem für die Pipeline Nord Stream 2.
Uniper spielt als größter deutscher Gasimporteur wegen der seit Wochen stark verminderten Gaslieferungen aus Russland eine zentrale Rolle in der Gaskrise. Das Unternehmen muss wegen der Drosselung der Lieferungen und einer starken Abhängigkeit von Gas aus Russland nun teureres Gas auf dem Markt kaufen, um Verträge zu erfüllen. Das führte zu Liquiditätsproblemen, weil Uniper die Preissteigerungen bisher nicht weitergeben konnte. Uniper beliefert mehr als 100 Stadtwerke und Industriefirmen. Um den Konzern zu stützen, wurde ein milliardenschweres Rettungspaket geschnürt. Es sieht unter anderem vor, dass der deutsche Bund mit 30 Prozent bei dem Unternehmen einsteigt.