"Ich habe lange gedacht, wir brauchen sie nicht und Frauen werden in Österreich auch so gut vorankommen. Mittlerweile bin ich für eine Quote. In den letzten 20 Jahren hat sich bei der Anzahl von Frauen in Führungspositionen nur wenig geändert", sagt Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank und damit eine von nur vier weiblichen CEOs in börsenotierten Unternehmen in Österreich. Stockbauer ist überzeugt: "Gemischte Teams arbeiten besser."
In der Immobilien-Branche ist der Anteil weiblicher Vorstandsmitglieder aktuell mit 20 Prozent am größten. An zweiter Stelle liegt der Bereich Konsumgüter mit einem Anteil von 19 Prozent. In der Industrie beträgt der Frauenanteil im Vorstand 9,5 Prozent. Österreich ist hiermit zwar im EU-Schnitt, schneidet aber schlechter ab als zu, Beispiel Frankreich, Italien, Belgien oder die Schweiz.
Aufsichtsräte zu einem Drittel weiblich besetzt
"Die von der österreichischen Bundesregierung 2018 beschlossene Quote von 30 Prozent für den Frauenanteil in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen ist ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings sind nur börsennotierte Unternehmen zu dieser Quote verpflichtet", sagt Stockbauer, der Frauenförderung auch im eigenen Unternehmen sehr wichtig ist: 72 Mitarbeiterinnen haben bereits am Frauenkarriereprogramm der BKS Bank teilgenommen. In den vergangenen zehn Jahren konnte der Anteil an weiblichen Führungskräften bei der BKS Bank von 21 auf aktuell 36,7 Prozent erhöht werden. Auch die Präsidentin des BKS-Aufsichtsrates ist eine Frau, es ist Sabine Urnik.
Von den 539 Aufsichtsratsposten sind laut EY aktuell 163 von Frauen besetzt, das sind 30 Prozent. "Damit ist Österreich auf einem guten Weg", sagt EY-Österreich-Chef Gunther Reimoser zur Kleinen Zeitung. Bei 89 Prozent der Unternehmen sitzt zumindest eine Frau im Aufsichtsrat. Am höchsten ist der Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder mit 37 Prozent in der Transport-&-Logistik-Branche, gefolgt von der Energie-Branche mit 34,9 Prozent und der Telekom-Branche mit 33,3 Prozent. Reimoser ergänzt: "Studien belegen, dass diverse Teams – nach Kultur und nach Geschlecht – besser arbeiten und die Profitabilität ihres Unternehmens steigern. Und schon im Eigeninteresse sollen Unternehmen in Zeiten des Arbeitskräftemangels darauf achten, weil es sie attraktiver für Mitarbeiter macht." Die Quote in – neu zu besetzenden – Aufsichtsräten hält Reimoser für eine richtige Entscheidung: "Sind Frauen erst einmal in einem Gremium, perpetuiert sich ihre Quote automatisch."