Die Zinserhöhungen und eine steigende Nachfrage nach Krediten brachten der Erste Group im ersten Halbjahr 2022 mehr Gewinn. Die Bank erlöste 1,14 Milliarden Euro. Das ist fast ein Viertel mehr als in der Vorjahresperiode. Für das Gesamtjahr wird ein Nettokreditwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt. Als Dividende für 2022 peilt die Bank 1,9 Euro je Aktie an.

"Die geopolitische Großwetterlage und die hohe Inflation trüben die Aussichten in Europa. Nichtsdestotrotz zeigen sich die Volkswirtschaften in der östlichen EU bis dato resilient", sagt Erste-Group-CEO Willibald Cernko am Montag. Unternehmen seien nach wie vor investitionswillig.

Das Kreditvolumen stieg daher im Halbjahr um 6,3 Prozent auf 191,5 Milliarden Euro an. Vor allem Immobilien- und Unternehmenskredite waren gefragt. Gemeinsam mit Zinserhöhungen in Tschechien, Ungarn und Rumänien sorgte dies für eine Steigerung beim Zinsüberschuss von 15,9 Prozent auf 2,84 Milliarden Euro. Der Provisionsüberschuss legte um 10,5 Prozent auf 1,21 Milliarden Euro zu.

Die Zuwächse beim Zins- und Provisionsüberschuss konnten die Verluste beim Handelsergebnis von minus 532,5 Millionen Euro etwas abmildern. Das Betriebsergebnis stieg um 10,3 Prozent auf 1,86 Milliarden Euro. Die Kosten-Ertrags-Relation (Cost-Income-Ratio) verbesserte sich von 55,5 Prozent auf 55,1 Prozent.

Risikovorsorge verbessert

Dank Nettoauflösungen verbesserten sich auch die Risikovorsorgen deutlich. Sie beliefen sich auf plus 26 Millionen Euro bzw. auf minus drei Basispunkten des durchschnittlichen Kreditbestandes, nachdem die Bank im Halbjahr 2021 noch 82,9 Millionen Euro für Kreditausfälle auf der hohen Kante liegen hatte. Belastet hätten Wertberichtigungen für Kredite und Darlehen sowie für Kreditzusagen in Rumänien, der Slowakei und Serbien, während Auflösungen in Kroatien, Tschechien, Ungarn und Österreich positiv gewirkt hätten.

Die Quote der notleidenden Kredite (non-performing loans, NPL) fiel von 2,5 im Vorjahreszeitraum auf 2,2 Prozent. Das sei ein historischer Bestwert seit dem Börsengang. Zum Jahresende 2021 betrug die NPL-Quote 2,4 Prozent.

Für das Gesamtjahr rechnet die Bank mit einem Nettokreditwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich und dementsprechend weiter steigenden Einnahmen. "Wir rechnen nun mit einem Anstieg des Zinsüberschusses im niedrigen zweistelligen Bereich und mit einem Anstieg des Provisionsüberschusses im mittleren einstelligen Bereich", so der Bank-Chef laut Halbjahresbericht.

Weiters sollen die Risikokosten auf niedrigem Niveau (unter 20 Basispunkten) bleiben und die Eigenkapitalverzinsung im zweistelligen Bereich zu liegen kommen. Die harte Kernkapitalquote soll über 14 Prozent blieben. Im Halbjahr ging sie auf 14,2 Prozent im Vergleich zum Jahresende 2021 (14,5 Prozent) zurück.

Höhere Dividende

Die Aktionäre könnten von den Ergebnissen zudem in Form einer höheren Ausschüttung profitieren. Als Dividende für 2022 hat das Management der Bank 1,90 Euro pro Papier geplant. Für 2021 wurden 1,6 Euro je Aktie ausgeschüttet.

Der gesamte Ausblick unterliege allerdings der Annahme, dass "zumindest im Jahr 2022 ausreichende russische Gasimporte in die Kernmärkte der Erste Group erfolgen", hält die Bank fest.