Die Leitzinsanhebung durch die Europäische Zentralbank (EZB) trifft in Österreich auf gemischte Reaktionen. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) begrüßt in einer Aussendung den seiner Meinung nach "überfälligen Schritt". Brunner erwartet, dass die EZB auch in Zukunft weitere Schritte setzt, wenn es die Inflationsdynamik erfordere. Die Notenbank müsse sich auf Preisstabilität als ihr Primärmandat besinnen.
FPÖ-Budget- und Finanzsprecher Hubert Fuchs bezweifelt hingegen, dass die Zinsanhebung die Inflation bremsen wird. Die Preissteigerung führt Fuchs auf die EU-Sanktionspolitik gegen Russland sowie auf die Schuldenaufnahme im Rahmen der Corona-Hilfsfonds und Waffenlieferungen an die Ukraine zurück.
Zu spät, aber richtig ist der Zinsschritt aus Sicht der Agenda-Austria-Ökonomin Heike Lehner.
Entschlossenheit und Glaubwürdigkeit
Für Wifo-Experte Atanas Pekanov ist es die richtige Entscheidung. "Der Zinsschritt ist aggressiver als erwartet." Im Juni hatte die EZB noch eine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte angekündigt. Mit ihrem Vorgehen zeige die Notenbank aber ihre Entschlossenheit, die Inflation zu bekämpfen und stärke so auch ihre Glaubwürdigkeit.
Der höhere Leitzins werde dazu führen, dass weniger investiert wird und sich die Wirtschaftsaktivität verlangsamt. Das wiederum dämpfe den Druck auf die Preise. Auch auf den Arbeitsmarkt werde sich der höhere Leitzins auswirken, indem die Beschäftigung zurückgehen werde. Das sei aber gewünscht, weil es ebenfalls den Preisdruck reduziere.