Der Krieg in der Ukraine, die Engpässe bei der Energie und die Inflation trüben gepaart mit dem Fachkräftemangel die Stimmung in der heimischen Industrie, wie das aktuelle Konjunkturbarometer der Industriellenvereinigung zeigt. Zwar wird die aktuelle Wirtschaftslage durchwegs als positiv gesehen, allerdings fällt der Ausblick auf die kommenden sechs Monate trüb aus.
Auch auf der Ertragsseite rechnen die steirischen Industriebetriebe nicht damit, die enorm gestiegenen Kosten zur Gänze an die Kunden weitergeben zu können. Lieferkettenprobleme und Herausforderungen in der globalen Logistik tragen dazu bei, dass vier von zehn Unternehmen von sinkenden Erträgen im zweiten Halbjahr ausgehen.
Erneuerbare Energie ausbauen
Die Industriebetriebe in der Steiermark spiegeln dabei auch den österreichweiten Trend wider. "Wir sollten uns daran gewöhnen, dass die Herausforderungen größer geworden sind, als das die vergangenen Jahrzehnte der Fall war", sagt IV-Generalsekretär Christoph Neumayer.
Neben den steigenden Energiepreisen belastet auch die Abwertung des Euro. Denn so verteuert sich der Import fossiler Brennstoffe weiter, was IV-Chefökonom Christian Helmenstein als weiteren Grund für den Ausbau der erneuerbaren Energie sieht. Weil infolge der Klimakrise die Gletscher schmelzen und auch der Regen nicht mehr gleichmäßig fällt, sondern sich monatelange Dürren und Starkregenereignisse abwechseln und die Laufwasserkraftwerke während der Trockenperioden weniger Leistung liefern, plädiert Helmenstein für den Ausbau der Speicherkraftwerke, wie es etwa die Tiroler Tiwag aktuell beim Kraftwerk Kaunertal plant.
Risiko Gasausfall
Das größte Risiko für Österreichs Wirtschaft geht derzeit vom Ukraine-Krieg und einem möglichen Totalausfall der russischen Gaslieferungen aus, sagen die Wirtschaftsforscher des Instituts für Höhere Studien (IHS). Österreich müsste dann seinen Gasverbrauch um 27 Prozent reduzieren, was auch mit einem Produktionsrückgang verbunden wäre. "Man sollte sich nach wie vor auf einen Worst Case zumindest vorbereiten", sagte Forschungsgruppenleiter Michael Reiter. Die Ökonomen empfehlen deshalb, dass der Staat Gas auf Vorrat einkauft.
Die IHS-Modellrechnungen gehen von der Annahme aus, dass im Zeitraum Herbst 2022 bis Sommer 2023 27 Prozent des Erdgasverbrauchs eingespart werden müssten, was zu einer Reduktion des BIP um 3 Prozent führen würde. Diese Einsparungen würden zwangsläufig auch zu Produktionsrückgängen führen, selbst wenn genug Gas beschafft werden kann, das aber zu sehr hohen Preisen. "Wenn sich der Gaspreis im Falle eines sofortigen Lieferstopps auf etwas weniger als 300 Euro je Megawattstunde stabilisiert und dieser Preis auch wirklich an die Endnutzer weitergegeben wird, dann würde sich erst diese Einsparung von 27 Prozent einstellen", erklärte Reiter.
Die Industriellenvereinigung liebäugelt aus diesem Grund auch wieder mit dem Fracking-Gas in Niederösterreich. Machbarkeitsstudie. "Uns ist bewusst, dass das ein politisch sensibles Thema ist, aber was wir zumindest erwarten, dass es mit Ernsthaftigkeit geprüft wird", sagte IV-Generalsekretär Neumayer. Die IV will wissen, wie groß die Gasvorkommen in dem Schiefergestein sind und wie schnell es verfügbar wäre. Die OMV denkt jedoch auch jetzt nicht daran, die Frackingpläne aus der Schublade zu holen.