Die hohen Kosten für Treibstoffe und Energie ließen die Inflation im Juni auf einen neuen historischen Höchststand von 8,7 Prozent steigen. Zuletzt lag die Teuerung im September 1975 auf einem so hohen Niveau – damals ebenfalls im Zuge einer Energiekrise. Auch die für Eurozonen-Vergleiche ermittelte Harmonisierte Inflationsrate (HVPI) für Österreich betrug im Juni 8,7 Prozent.
Besonders spürbar war die Teuerung daher auch beim sogenannten Mini-Warenkorb, der den wöchentlichen Einkauf abbildet und Treibstoffkosten beinhaltet. Hier betrug der Preisauftrieb 18,8 Prozent. Alleine Treibstoffe kosteten im Schnitt 63,2 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Konkret verteuerte sich Dieseltreibstoff um rund 65 Prozent, Superbenzin um etwa 61 Prozent, wie die Daten der Statistik Austria zeigen. Auch gebrauchte Autos sind heuer um 24,6 Prozent teurer und die Kosten für Flugtickets stiegen um 44,2 Prozent.
Die hohen Gaspreise wirken sich auch auf die Kosten für Haushaltsenergie aus. Im Juni kostete die KwH Gas um 71 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Auch die Preise für feste Brennstoffe kletterten weiter, hier betrug die Teuerung 40,9 Prozent. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke wurden im Schnitt um 11,3 Prozent teurer. Vor allem Milch, Käse und Eier sind deutlich teurer als im Juni 2021. Das wirkt sich freilich auch auf die Preise in Restaurants und Hotels aus, die sich um 8,7 Prozent verteuerten.
Es gab jedoch einige Bereiche, in denen die Preise gefallen sind, auch wenn diese Bereiche im VPI-Warenkorb wenig Gewicht haben. So waren Busreisen ins Ausland um 38,1 Prozent billiger. Auch Öffi-Jahrestickets waren um 34 Prozent günstiger – eine Auswirkung des Österreich-Tickets. Der Ausfall der Ökostrom-Gebühren sorgt auch dafür, dass die für die Grundgebühr beim Strom um 20,9 Prozent niedriger sind als im Vorjahr.
Herausforderung für Handel
"Für den Handel ist diese Entwicklung eine Herkulesaufgabe: Sie befinden sich in einer Schere zwischen historischen Einkaufspreissteigerungen in der Beschaffung, denen er ausgesetzt ist und auf der anderen Seite einem zunehmenden Kaufkraft-Verfall in der Bevölkerung", erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Es gäbe bei Rohstoffen, Verpackungen, Papier, Energie, Futtermittel und Logistik nie gekannte Preissteigerungen. Ursache der aktuellen Teuerungswelle seien die massiv gestiegenen Kosten für Energie und Treibstoffe in Folge des Ukrainekrieges und der Pandemie. All das wirke direkt auf die Lebensmittelpreise. "Das von Wifo-Chef Felbermayr vorgeschlagene Modell zur Kostenlimitierung bei Energiekosten-Rechnungen wird vom Handelsverband unterstützt, da es sowohl bei der Ursache ansetzt als auch bei den Betroffenen", erklärt Will.
Rekord in Eurozone
Die Inflation in der gesamten Eurozone hat sich im Juni weiter beschleunigt und abermals einen Rekordwert erreicht. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhten sich die Verbraucherpreise um 8,6 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag in Luxemburg mitteilte. Die höchsten Werte haben dabei die baltischen Staaten mit Inflationsraten von 19,2 bis 22 Prozent. Die geringsten Inflationsraten haben Malta mit 6,1 Prozent und Frankreich mit 6,5 Prozent.
Die Inflation im Euroraum war noch nie so hoch seit Einführung der Gemeinschaftswährung als Buchgeld im Jahr 1999. Seit vergangenen Sommer hat sich die Teuerung kontinuierlich verstärkt, wobei zuletzt immer wieder Rekordwerte erreicht wurden. Der Krieg in der Ukraine und die harten Coronamaßnahmen in China haben den Preisauftrieb verschärft.
Auch in den EU-Ländern außerhalb der Eurozone treiben die Energiepreise die Inflation in die Höhe. Die höchste Teuerung hat hier Tschechien mit 16,6 Prozent, gefolgt von Polen mit 14,2 Prozent. Auch Schweden verzeichnet eine Inflation von 8,9 Prozent.