Diese Entwicklung fällt durchaus in die Kategorie bemerkenswert: Das steirische Exportvolumen hat laut Statistik Austria im Vorjahr um 15,3 Prozent auf 25,8 Milliarden Euro zugelegt und damit fast das bisherige Allzeithoch von 2019 von 26 Milliarden Euro erreicht. Trotz brüchiger Lieferketten und coronabedingter Eintrübungen. Der Außenhandel sei entscheidender Motor dafür gewesen, dass die Steiermark "das größte Wirtschaftswachstum seit den 1970er-Jahren verzeichnen" konnte, sagt Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl. Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk sieht darin einen Beleg, dass "steirische Produkte auf der ganzen Welt gefragt sind". Das unterstreicht auch Industrie-Präsident Stefan Stolitzka. Die steirische Industrie habe mit ihrem erfolgreichen Exportkurs "ihre Bedeutung als Rückgrat des steirischen Wohlstands einmal mehr gezeigt". Manfred Kainz, Obmann im Landesgremium Außenhandel, warnt unterdessen vor "nationalen Abschottungstendenzen". Der freie Handel sei für die Steiermark von immenser Bedeutung, jeder zweite Arbeitsplatz im Land hänge direkt oder indirekt vom Export ab.
Kommende Monate bringen Herausforderungen
Einig ist man sich, dass "die kommenden Monate eine besondere Herausforderung werden", wie Stolitzka betont. Der Ukraine-Krieg, die Energiepreise, die noch nicht überwundene Pandemie – Herk spricht von einem "toxischen Umfeld". Eibinger-Miedl verweist auf die im Vorjahr gestartete und weiter forcierte Initiative "Restart Export", die Unternehmen u. a. bei der Marktbearbeitung mit digitalen Instrumenten unterstützt.
Digitalisierung und Internationalisierung
Doch wie stark hat sich die Lage heuer aufgrund des Krieges und seiner Folgen bereits eingetrübt? Es sei zu erwarten, dass die generelle Exportdynamik heuer abflachen wird, so Oliver Kröpfl, Vorstand der Steiermärkischen Sparkasse. "Wir müssen davon ausgehen, dass brüchige Lieferketten und die eklatanten Kostenerhöhungen etwas zeitverzögert die Positiv-Entwicklung einbremsen werden." Aktuell registriere man jedoch "entgegen unserer Erwartungen, ein besonders hohes Interesse des Marktes an exportorientierten Finanzierungen".
Grund dafür seien vor allem Digitalisierungsmaßnahmen, um am Weltmarkt zu reüssieren – sowie Beteiligungen steirischer Unternehmen an internationalen Betrieben. "Viele unserer expansionsorientierten Kredite beinhalten mittlerweile Komponenten wie den Aufbau einer digitalen Infrastruktur bzw. Optimierung der Cybersicherheit." Das zeige auch das Beispiel des steirischen Hörakustikers Neuroth. "In den kommenden Jahren steht jedes Unternehmen davor, ein Softwareunternehmen zu werden. Hier findet definitiv ein Paradigmenwechsel statt", sagt Firmenchef Lukas Schinko. Neuroth hat für die internationale Expansion einen "digitalen Relaunch" umgesetzt, der die relevantesten Systemabläufe in allen 260 Fachinstituten in sieben Ländern umfasst. Das sorge im Technik- und Logistikcenter in Lebring u. a. dafür, dass die Durchlaufzeit zwischen Bestellung, Produktion und Auslieferung der Hörgeräte um ein Drittel kürzer sein wird.