Die europäische Gemeinschaftswährung hat ihre Talfahrt am Donnerstag nach US-Inflationsdaten weiter fortgesetzt. Am Nachmittag rutschte der Euro deutlich unter die Dollar-Parität auf einen Wert von zeitweise 0,9954 US-Dollar. Bereits am Mittwoch war die Gemeinschaftswährung erstmals seit 2002 weniger als ein Dollar wert.
Die aktuelle Dollar-Stärke dürfte sich teilweise mit der Erwartung einer strafferen US-Geldpolitik im Kampf gegen die Inflation erklären lassen. Nach der Meldung hoher Verbraucherpreis-Anstiege am Mittwoch zeigten auch die am Donnerstag gemeldeten US-Erzeugerpreise im Juni einen starken Anstieg von 11,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Volkswirte hatten im Schnitt nur mit einem Plus von 10,7 Prozent gerechnet.
Energiekrise in Europa
Mit dem erneuten Fall unter die Paritätsgrenze notiert der Euro so schwach wie seit fast 20 Jahren nicht mehr. Als wesentliche Gründe gelten die Gefahr einer Energiekrise in Europa und der zögerliche Kampf der EZB gegen die hohe Inflation. "Derzeit scheint nahezu alles gegen den Euro zu sprechen", kommentierte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. "Der Euro verliert, und die Inflationsprobleme werden dadurch noch größer."
Damit spielt Gitzel auf den Zusammenhang von Wechselkurs und Energiekosten an. Denn Rohstoffrechnungen werden international üblich in US-Dollar beglichen. Sinkt der Eurokurs, steigt im Gegenzug der Dollar – was den Energieeinkauf verteuert und die ohnehin hohe Inflation steigen lässt. Verbraucher und Unternehmen müssen also noch tiefer in die Tasche greifen, der Inflationskampf der EZB wird noch schwieriger.