Trotz Wartung der Pipeline Nord Stream 1 und dadurch bedingt geringeren Gaszuflüssen aus Russland wurde in Österreich zu Wochenbeginn noch etwas Gas eingespeichert. Aber die Gasbefüllung der Speicher werde in den nächsten Tagen langsamer erfolgen und "es ist möglich, dass an einzelnen Tagen auch Gas ausgespeichert wird", teilte das Klimaministerium am Mittwoch mit. Der laufende Bedarf könne gedeckt werden, für die Stromproduktion wird derzeit kaum Gas benötigt.
Mit Spannung erwartet wird, ob Gazprom nach der Wartung die vollen Lieferungen wieder aufnimmt. Jedenfalls liefere Gazprom nicht mehr Gas über die Ukraine, um den Ausfall von Nord Stream 1 zu kompensieren, obwohl das möglich wäre, vermerkt das Klimaministerium. Österreich möchte die Gasspeicher im Land bis zur Heizperiode zumindest zu 80 Prozent befüllt haben. Am Montag kamen lediglich 98 Gigawattstunden dazu. Derzeit steht der Füllstand bei 46,2 Prozent. Das entspricht zwar etwa einem halben Jahresbedarf Österreichs, allerdings gehört nur ein Teil des Gases österreichischen Unternehmen oder Institutionen.
Es wäre viel mehr möglich
Russlands Energieriese Gazprom pumpt nach der vorübergehenden Abschaltung der Ostseepipeline unterdessen sein Gas trotz des Kriegs weiter über die Ukraine nach Europa. Die für Mittwoch vereinbarte Liefermenge liegt bei 41,3 Millionen Kubikmeter und damit nicht einmal bei der Hälfte des möglichen Umfangs. Das geht aus Mitteilungen des ukrainischen Gasnetzbetreibers und von Gazprom hervor.
Der Umfang entsprach dem der vergangenen Tage, obwohl durch die Abschaltung von Nord Stream 1 bis 21. Juli eigentlich größere Mengen durchgeleitet werden könnten. Laut Vertrag möglich sind tägliche Lieferungen von 109,6 Millionen Kubikmeter durch die Ukraine nach Europa. Gazprom bemängelt der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge, dass die Ukraine die Lieferungen nur noch durch eine Leitung erlaube. Durchgelassen werde das Gas nur noch an der Messstation Sudscha.
Gazproms Pläne für die Durchleitung am Punkt Sochranowka seien abgelehnt worden, sagte Konzernsprecher Sergej Kuprijanow. Die Ukraine hatte angesichts des Kriegs erklärt, nicht mehr die Kontrolle über eine wichtige Kompressorstation dort zu haben. Nach Darstellung von Gazprom ist die Funktion der Anlagen aber nicht beeinträchtigt. Es könne auch dort weiter der Transit erfolgen.
"Wollen vertraglichen Verpflichtungen nachkommen"
Nord Stream 1 wurde am Montag wegen Wartungsarbeiten vorübergehend stillgelegt. Angesichts von Befürchtungen in Deutschland, dass Russland den Gashahn nicht wieder aufdrehen könnte, hatte ein Kremlsprecher in der vergangenen Woche betont, dass die Energiegroßmacht ihren vertraglichen Verpflichtungen nachkommen wolle.
Gazprom hatte zuletzt die Durchleitung durch Nord Stream 1 stark gedrosselt. Als Grund wurde eine fehlende Turbine genannt, die zur Reparatur nach Kanada geschickt worden war. Kanada will die Turbine nun Deutschland übergeben. Nach Kremlangaben sollen die Lieferumfänge durch Nord Stream 1 wieder hochgefahren werden, sobald die Turbine wieder eingesetzt wird. Unklar ist, wann das sein wird. Zuletzt waren wegen der fehlenden Turbine rund 40 Prozent der üblichen Gasmenge durchgeleitet worden.