Immer mehr Betriebe müssen Insolvenz anmelden. Die Zahl habe sich im ersten Halbjahr dieses Jahres im Vergleich zur Vorjahresperiode verdoppelt. Die abgewiesenen Insolvenzen haben sich verdreifacht. Das bezeichnet der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) als "besorgniserregend". Es zeige sich, dass bei vielen Unternehmen, die durch staatliche Coronahilfen am Leben erhalten worden waren, nicht einmal ein Vermögen vorhanden sei, um die Kosten für ein Insolvenzverfahren aufzubringen, so AKV-Expertin Cornelia Wesenauer.

Obwohl die Zahl der eröffneten Firmeninsolvenzen im Schnitt noch immer um rund zehn Prozent unter den Werten von 2018 und 2019 liegt, wurde der Wert im Mai und Juni überschritten. Der in der Pandemie entstandene Rückstau von rund 2000 Firmenpleiten werde derzeit aber noch nicht recht abgebaut, so die Fachfrau.

Insgesamt gab es dieses Jahr 2264 Firmenpleiten (plus 130 Prozent), wovon 1080 Insolvenzanträge wegen mangelnder Kostendeckung abgewiesen wurden. Auch waren von den 1384 eröffneten Firmeninsolvenzen (plus 98 Prozent) zwei Drittel auf Gläubigeranträge zurückzuführen. Abgewiesen wurden 1080 Insolvenzanträge mangels Kostendeckung (plus 190 Prozent). Größte Insolvenz war jene der CPI Beteiligungen GmbH mit angegebenen Verbindlichkeiten in der Höhe von 86 Millionen Euro.

Entschuldung bei Firmeninsolvenzen

Die Detailuntersuchungen des AKV zeigen, dass es in mehr als einem Drittel der Firmeninsolvenzen zu einer Entschuldung kommt. Die Durchschnittsquote der Sanierungspläne beläuft sich sogar auf gut 40 Prozent. Bei den Privatinsolvenzen hat sich der Gläubigerschutzverband die Auswirkungen der seit vorigem Juli geltenden neuen Regeln angeschaut, die das Zusammenwirken zwischen Exekutions- und Insolvenzverfahren effektiver machen soll. Insbesondere sollten aussichtslose Exekutionen vermieden werden. Nach Startschwierigkeiten würden die neuen Regeln auch vermehrt angewendet.

So gibt es neu ein "Gesamtvollstreckungsverfahren", das Verwertungserlöse und pfändbare Einkommen gleichmäßig auf die Gläubiger verteilt. Insgesamt wurde ein solches bisher 129-mal angewandt, davon 102 heuer im ersten Halbjahr. Schuldenregulierungsfahren wurden von Jänner bis Juni 4225 aufgenommen (plus 30 Prozent). Abgewiesene Privatinsolvenzverfahren gab es 431 (plus 95 Prozent).