E-Control-Vorstand Alfons Haber beruhigt ob der Wartungsarbeiten bei der Gaspipeline Nord Stream. Österreichs Gasspeicher seien gut gefüllt, der Reparaturvorgang ein üblicher und angekündigter Vorgang und für etwaige Notfälle sei man mit großen wie kleinen Firmen in Kontakt, meinte er im "Ö1-Morgenjournal". "Im Vergleich zu anderen Ländern stehen wir gut da", meinte er. Der Jahresverbrauch sei zu 40 Prozent abgedeckt, dies sei im Vergleich zu anderen Ländern hoch.
Außerdem hätte Österreich auch andere Lieferländer als Russland, etwa aus dem kaspischen Raum, Nordafrika und Norwegen. Sollte ein Gas-Notfall eintreten, dann seien die Firmen vorbereitet und hätten eine Vorlaufzeit von mehreren Tagen. Welche Firmen im Ernstfall Gas im vollen Umfang bekommen, nannte Haber nicht, dies hänge von vielen Faktoren ab, wie etwa der Jahreszeit.
Frankreich erhält kein Gas mehr, Italien halbiert
Frankreich erhält unterdessen - zumindest vorübergehen - kein russisches Gas mehr über Pipelines. Wie der französische Netzbetreiber GRTgaz am Freitag mitteilte, ist das bereits seit Mittwoch der Fall und zudem der „Unterbrechung des Gasflusses zwischen Frankreich und Deutschland“ geschuldet.
Weniger als ein Viertel seines Gasbedarfs deckt Frankreich mit Gasimporten aus Russland. Das Land ist deutlich weniger abhängig von russischem Gas als andere europäische Staaten und verfügt über vier LNG-Terminals. Außerdem stammen 70 Prozent der französischen Stromerzeugung aus Atomkraft, viele Franzosen heizen mit Strom.
Auch die Lieferungen nach Italien wurden gekürzt. Nach Angaben des teilstaatlichen Gasversorgers Eni sagte Gazprom am Freitag 50 Prozent der bestellten Liefermenge zu. Eigentlich habe Italien an diesem Tag 63 Millionen Kubikmeter Gas aus Russland bestellt. Schon in den vorigen Tagen waren die Gaslieferungen gedrosselt worden: am Mittwoch um 15 Prozent und am Donnerstag um 35 Prozent der bestellten Mengen.
Karl Rose im Interview
Keine Anzeichen eines Lieferstopps
Am Donnerstag hatte auch die teilstaatliche OMV beruhigt, gab aber auch eine Reduktion der Gasversorgung über die Ostseepipeline Nord Stream bekannt. Die Versorgung der Kunden sei aber nicht in Gefahr. Auch das Klimaministerium sieht keine Anzeichen eines Lieferstopps, beobachtet die Lage aber, hieß es gestern. In Europa sind auch Deutschland, Tschechien, Frankreich und Italien von der Lieferreduktion betroffen.
Aus dem Klimaministerium hieß es am Donnerstag: "Wir überwachen die Situation und sind mit der OMV in engem Austausch. (...) Zur Stunde gibt es keine Anzeichen für einen Lieferstopp, wir sind aber auf alle Szenarien vorbereitet."
Gaslieferungen durch Nord Stream zurückgefahren
Der russische Ölkonzern Gazprom hatte diese Woche bereits zwei Tage lang Gaslieferungen durch Nord Stream zurückgefahren und zur Begründung auf Verzögerungen bei der Reparatur von Gas-Kompressoren verwiesen. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck ortet dagegen eine politische Motivation.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) war zuletzt vage geblieben, wie ein Gasnotfallplan aussehen könnte. Das Prozedere bei einem Gas-Notstand, beschrieb sie so: Als Erstes würde anhand von fünf Kriterien evaluiert, welche Situation vorliegt. Dann werde entschieden, welche Reaktion es braucht – und falls eine Energielenkung notwendig werde, werde entschieden, wie stark man eingreifen müsse. Dafür gebe es wiederum fünf Kriterien, aber grundsätzlich gelte: "Brot vor Stahl." Es sei auch "logisch" dass man bei den Großverbrauchern in der Industrie eingreife.