Die US-Verkehrsbehörde hat ihre Untersuchung von Teslas Fahrassistenzsystem "Autopilot" nach einer Reihe von Auffahrunfällen ausgeweitet. Seit Aufnahme der Ermittlungen im August stellte sie sechs weitere Zwischenfälle fest, bei denen Teslas mit eingeschaltetem "Autopilot"-System auf am Straßenrand parkende Einsatzfahrzeuge auffuhren. Ursprünglich ging es um elf solcher Unfälle. Der jüngste Crash passierte im Jänner.
Die Ermittlungen sollen nun unter anderem mit der Auswertung zusätzlicher Daten ausgedehnt werden, wie die Verkehrsbehörde NHTSA in einem am Donnerstag veröffentlichten Dokument mitteilte. Es gehe um schätzungsweise 830.000 Fahrzeuge aller vier aktuellen Modellreihen aus den Jahren 2014 bis 2022. Dabei solle auch untersucht werden, inwieweit das System des Elektroauto-Herstellers das Risiko menschlicher Fehler verschärfe.
"Autopilot nur Assistenzsystem"
Tesla weist die Kunden selbst darauf hin, dass "Autopilot" nur ein Assistenzsystem sei und deshalb der Mensch im Fahrersitz jederzeit die Hände am Lenkrad behalten müsse. Auch solle er stets bereit sein, die Kontrolle zu übernehmen. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass Fahrer sich komplett auf das "Autopilot"-System verlassen. Tesla verschärfte vor einigen Jahren die Sicherheitsmaßnahmen: Die Software merkt, wenn der Fahrer die Hände nicht am Steuer hat und gibt nach kurzer Zeit Warntöne ab.
Tödlicher Unfall 2016
Die NHTSA hatte das "Autopilot"-System bereits nach einem tödlichen Unfall 2016 untersucht. Damals starb ein Fahrer, nachdem sein Tesla unter den Anhänger eines Sattelschleppers raste, der die Straße überquerte. Die NHTSA kam zu dem Schluss, das System habe im Rahmen seiner Fähigkeiten korrekt funktioniert, aber der Mensch am Steuer habe sich zu sehr darauf verlassen. Das "Autopilot"-System hatte den Anhänger mit seiner weißen Seitenfront nicht erkannt und nicht gebremst. Auch der Fahrer hatte nicht reagiert.
Bei der aktuellen Untersuchung wies die NHTSA darauf hin, dass bei allen Auffahrunfällen die Feuerwehr- und Ambulanzfahrzeuge unter anderem dank eingeschaltetem Blinklicht klar ausgewiesen gewesen seien. Tesla veröffentlichte im September vergangenen Jahres ein Software-Update, dank dem der "Autopilot" die Fahrzeuge mit ihren markanten Blinklichtern auch bei schwierigen Lichtverhältnissen erkennen soll. Die NHTSA hinterfragte danach, warum das Update nicht als Rückrufaktion deklariert wurde.
Seit Februar prüft die NHTSA Tesla auch wegen Berichten über unvermitteltes Bremsen. Auslöser seien 354 Beschwerden binnen neun Monaten gewesen, weil das "Autopilot"-System plötzlich und unerwartet die Bremsen aktiviert habe.