Tesla-Boss Elon Musk hat mit internen Schreiben an die Belegschaft in dieser Woche für gehörige Aufregung gesorgt. Am Mittwoch hatte er den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Nutzung von Homeoffice mit folgendem Satz untersagt: „Wenn jemand nicht erscheint, müssen wir davon ausgehen, dass diese Person das Unternehmen verlassen hat.“ Nun gab er in einer Mail bekannt, jeden zehnten Tesla-Job streichen zu wollen.
Er äußerte Angst vor einer Rezession und will deshalb Tausende Stellen bei dem E-Auto-Hersteller streichen. In der internen Mail an Führungskräfte schrieb Musk, er habe ein "super schlechtes Gefühl" bezüglich der Wirtschaftsentwicklung, wie die Nachrichtenagentur Reuters zuerst meldete. Daher müsse man die Belegschaft um rund zehn Prozent reduzieren.
"Viel Glück für seine Reise zum Mond"
US-Präsident Joe Biden hat abweisend auf eine düstere Wirtschaftsprognose des Tesla–Chefs Elon Musk reagiert. Am Freitag darauf angesprochen, verwies er auf Investitionen und den Bau neuer E-Fahrzeuge durch den Konkurrenten Ford. Dieser stelle zudem 6000 Mitarbeiter ein, sagte der Präsident vor Journalisten. "Daher, wissen Sie, viel Glück für seine Reise zum Mond." Musk reagierte umgehend auf Twitter mit "Danke, Herr Präsident!" und einem Link zu einem Auftrag der US-Raumfahrtbehörde Nasa für sein Weltraumunternehmen SpaceX.
Experten erklärten, das Schreiben und andere Vorgänge rund um Konzern könnten zu einem Auszug von Mitarbeitern führen. An der Wall Street verlor Tesla im Verlauf bis zu neun Prozent.
Ende 2021 beschäftigte Tesla weltweit rund 100.000 Menschen. Der Autobauer fährt derzeit die Produktion in seinem neuen Werk in Grünheide hoch und hat dazu Hunderte Stellen ausgeschrieben. Weltweit sind es auf der Job-Plattform LinkedIn rund 5000 offene Jobs, von Verkäufern in Tokio über Mechatronikern in Berlin bis zu IT-Spezialisten in Palo Alto. Am Mittwoch hatte Musk damit Schlagzeilen gemacht, dass er seiner Belegschaft Homeoffice untersagt hatte.
Musk beorderte seine Mitarbeiter zuletzt ins Büro zurück. "Jeder bei Tesla muss mindestens 40 Stunden in der Woche im Büro verbringen", schrieb er in einer E-Mail an die Mitarbeiter. "Wenn jemand nicht erscheint, müssen wir davon ausgehen, dass diese Person das Unternehmen verlassen hat."
"Aktienkurs hat einen schweren Schlag erlitten"
Die Schreiben reihen sich ein in andere Vorgänge um den E-Auto-Pionier, die nach Darstellung von Experten einigen Mitarbeitern übel aufstoßen könnten. Dazu gehört ein deutlicher Rückgang des Aktienkurses in diesem Jahr und sein Bruch mit Bidens Demokraten. "Hier passieren zwei Dinge", erklärte Michael Solomon von der Beratungsfirma 10X Ascend. "Elon Musk sagt Dinge, die kontrovers sind und nicht jedem gefallen, und der Aktienkurs hat einen schweren Schlag erlitten." Der Ökonom Nicholas Bloom von Stanford sagte voraus, dass 60 Prozent der Mitarbeiter wieder ins Büro zurückkehren werden, etwa zehn Prozent kündigen und sich der Rest auf Jobsuche begeben wird.
Tesla-Mitarbeiter erhalten Jahresboni in Form von Aktien und ihr Gehalt liegt den Job-Websites Blind und Glassdoor zufolge unter dem von Mitarbeitern großer Technologie-Unternehmen. Ein Headhunter, der sich mit Batterie-Themen beschäftigt hat, sagte Reuters, die Mitarbeiter von Tesla seien auf dem Markt für Elektrofahrzeuge am begehrtesten. Auch Software-Unternehmen wie Atlassian warben mit dem Hinweis auf Job-Flexibilität und Expansionspläne nach der Musk-E-Mail gezielt um sie. "Haben irgendwelche Tesla-Mitarbeiter Interesse?" schrieb der Mitgründer Scott Farquhar auf Twitter.
"Hurrikan ist auf dem Weg zu uns"
Musk ist der erste Automanager, der sich besorgt über die Konjunktur zeigt. Die Branche profitiert derzeit von einer weltweit hohen Nachfrage nach Neu- und Gebrauchtwagen, auch bedingt dadurch, dass die Produktion wegen Chip-Engpässen oder Lockdowns seit 2020 unter Druck ist. Im ersten Quartal lieferte Tesla mit 310.048 Fahrzeugen so viele Autos aus wie nie zuvor, der Umsatz schnellte um 70 Prozent hoch. Die Produktion fiel aber hinter das Vorquartal zurück. Tesla musste wegen des Corona-Lockdowns sein Werk in Shanghai zeitweise schließen und kämpft damit, die Produktion wieder hochzufahren.
Zuletzt hatten sich in den USA mehrere Konzernchefs besorgt über die Konjunkturentwicklung geäußert. Jamie Dimon, CEO der Investmentbank JPMorgan, sagte, ein "Hurrikan ist auf dem Weg zu uns". Die Inflation in den USA ist derzeit so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr. "Das schlechte Gefühl, das Musk hat, wird von vielen Leuten geteilt", sagte Carsten Brzeski, Analyst bei der niederländischen ING-Bank. "Aber wir reden nicht von einer weltweiten Rezession. Wir rechnen mit einer Abkühlung der Weltwirtschaft gegen Jahresende."