Die italienische Landwirtschaft benötigt mindestens 100.000 Saisonarbeitskräfte für die sommerliche Obst- und Gemüseernte. Der Bauernverband Coldiretti macht Druck auf die Regierung von Premier Mario Draghi für mehr Einwanderungsgenehmigungen für ausländische Arbeitskräfte.

"Die Landwirtschaftsbetriebe brauchen die erforderlichen Arbeitskräfte. Vom Trentino bis Sizilien hat sich die Situation dramatisch zugespitzt, und es besteht die reale Gefahr, dass die Produkte, die jetzt auf den Feldern reif sind, verloren gehen", so der Bauernverband. Im vergangenen Jahr hatte Italien Arbeitnehmern aus Nicht-EU-Staaten 69.000 Einreisegenehmigungen erteilt, von denen 42.000 für die Landwirtschaft reserviert waren. Das sei für die Bedürfnisse der italienischen Landwirtschaft unzulänglich, klagte der Bauernverband.

Laut Coldiretti sind ausländische Arbeitskräfte in der italienischen Landwirtschaft absolut notwendig. Jedes vierte Landwirtschaftsprodukt werde in Italien von ausländischen Arbeitskräften geerntet. Italien setze hauptsächlich Zeitarbeitskräfte aus dem Ausland ein, die jedes Jahr für eine Saisonarbeit die Grenze überqueren und dann in ihr Heimatland zurückkehren.

Es sei aber auch notwendig, Sozialhilfeempfängern, Studenten und italienischen Rentnern die Möglichkeit zu geben, vorübergehend in der Landwirtschaft zu arbeiten, so Coldiretti. Dafür sei ein Plan für die Berufsausbildung, Maßnahmen zum Abbau der Bürokratie und zur Eindämmung der Arbeitskosten" erforderlich seien.

Nicht nur die italienische Landwirtschaft, sondern auch der Tourismus und die Gastronomie klagen wegen Personalmangels. Rund 390.000 Stellen werden in diesen Sektoren gesucht, aber in 40 Prozent der Fälle haben Betriebe Schwierigkeiten, das notwendige Personal zu finden.

Die Hoteliers klagen über vakante Stellen, in vielen Strukturen würde ein Drittel des benötigten Personals fehlen. "Wegen der Pandemie konnten Gastgewerbe und Tourismus nicht das Minimum an Stabilität garantieren, das es früher gab, und die Arbeitnehmer haben sich nach etwas anderem umgesehen. Sie haben Jobs als Kuriere, Bauarbeiter, Lagerarbeiter und Fahrer angenommen", berichtet Paolo Manca, Präsident des Hotelierverbandes Federalberghi auf Sardinien.