Die internationalen Sanktionen gegen Russland - als Reaktion auf den militärischen Angriff in der Ukraine - sorgten beim österreichischen Baukonzern Strabag für Handlungsdruck. Schließlich hält der russische Oligarch Oleg Deripaska, der auch als Putin-Vertrauter gilt, gewichtige Anteile am Bauriesen. Konkret ist es die MKAO "Rasperia Trading Limited", an der Deripaska indirekt 49 Prozent hält und die er kontrolliert, die 27,8 Prozent an der Strabag hält.

Die Strabagwar bestrebt, diese Anteile zurückzukaufen, dazu kam es jedoch nicht. Daher wurde zuerst der Syndikatsvertrag aufgekündigt und schließlich - per außerordentlicher Hauptversammlung - den "russischen Einfluss aus dem Aufsichtsrat entfernt", wie es hieß. Das von der Großaktionärin Rasperia entsandte Mitglied Thomas Bull wurde Anfang Mai aus dem Gremium abberufen. Der von Rasperia für das Gremium nominierte Hermann Melnikov hatte sein Mandat den Angaben zufolge bereits am 13. April "aus eigenen Stücken zurückgelegt".

Klage in Klagenfurt eingebracht

Gegen diese Entmachtung geht Deripaska nun auf juristischem Weg vor, berichtet der "Standard". Deripaska war 2005 bei der Strabag eingestiegen, "15 Jahre später ist die Beziehung komplett zerrüttet – und neuerdings, infolge der Russland-Sanktionen, geht Deripaska gar gerichtlich gegen den Strabag-Vorstand vor", heißt es in dem Bericht. Konkret habe die in Zypern ansässige Rasperia Trading Limited, die vom Oligarchen kontrolliert wird, "am Mittwoch vor dem Landesgericht Klagenfurt Klage gegen die Strabag eingebracht".

Die Strabag sah mit der Abberufung von Bull die Einhaltung der EU-Sanktionen gegen Deripaska durch die Strabag als "sichergestellt" an, wie Anfang Mai mitgeteilt wurde.  "Strabag hat von Beginn des Krieges an eine klare Position bezogen und verfolgt entsprechend die vollumfängliche Umsetzung der EU-Sanktionen", bekräftigte Aufsichtsratschef Alfred Gusenbauer damals im Anschluss an die Hauptversammlung.

Beschlüsse sollen für nichtig erklärt werden

Die Rasperia verlange laut "Standard" nun, dass die Beschlüsse der außerordentlichen Hauptversammlung von Anfang Mai "für nichtig erklärt" werden. Konkret sei die Enthebung des Aufsichtsratsmitglieds Thomas Bull nach Ansicht der Rasperia "als ungesetzlich rückgängig zu machen". Die Anfechtungsklage wurde beim Landesgericht Klagenfurt eingebracht, weil sich der offizielle Strabag-Firmensitz in Villach befindet.