Der deutsche Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (BEVH) geht von einem baldigen Ende der kostenlosen Retouren im Modehandel aus. "Wir erwarten ein Ende der kostenlosen Retoure, die bisher gang und gäbe ist und die von Kunden auch erwartet wird", sagte ein Sprecher der "Süddeutschen Zeitung" vom Freitag. Als Grund nannte er gestiegene Kosten: "Die hohen Preise für Transport und Verpackung führen dazu, dass die Händler diese Kosten stärker an die Kunden weitergeben."
Generell sei der Boom der Coronajahre in der Modebranche vorbei. Im vergangenen Jahr hatte bereits der größte japanische Bekleidungshändler Uniqlo eine Rücksendegebühr von 2,95 Euro pro Paket eingeführt. Vor wenigen Tagen war Zara, die bekannteste Modekette des spanischen Inditex-Konzerns, mit einer Retourengebühr von 1,95 Euro je Rücksendung gefolgt.
Otto: "Ganz bestimmt" keine Kosten für Retouren
"Wir werden unsere Kundinnen in einer Zeit, in der sie durch die Teuerung von Energie und diverser Waren zusätzlich belastet sind, ganz bestimmt nicht über kostenpflichtige Retouren extra zur Kasse bitten", sagte ein Sprecher der Otto-Group.
Marco Atzberger, Retouren-Experte des Handelsforschungsinstituts EHI, befürwortet hingegen kostenpflichtige Retouren: "Das ist der richtige Weg", sagte er der "SZ". Björn Asdecker, Leiter der Forschungsgruppe Retourenmanagement an der Universität Bamberg, begrüßt den Schritt ebenfalls. "Vielleicht ist da jetzt ein Anfang gemacht", sagte er.
Österreich: Jedes vierte Packerl ist Retourware
In Deutschland ist die Retourenquote hoch. Bei drei Viertel der Händler beträgt sie bis zu 25 Prozent, ein Viertel beklagt laut dem Handelsforschungsinstitut EHI zwischen 26 und 50 Prozent an Rücksendungen. Das Institut widmete dem Thema eine eigene Studie. Den exaktesten Branchenblick in Österreich haben diesbezüglich die Marktanalysten von "Branchenradar". Wie Geschäftsführer Andreas Kreutzer im Gespräch mit der Kleinen Zeitung schilderte, wurden 2020 in Summe 139 Millionen Pakete von Händlern an heimische Privathaushalte versendet. Zusätzlich kam es im größten Paket-Segment zu einer stattlichen Anzahl von 46 Millionen retournierten Packerln.
Um 44,5 Prozent mehr als im Jahr davor. Ein "überdurchschnittlich
starkes Wachstum bei Retouren-Paketen" sieht man daher auch bei Branchenradar. "Fast jedes vierte transportierte Paket" sei 2020 eine Rücksendung gewesen.