Von einem "postpandemischen Kleidungs- und Arbeitsverständnis" spricht Alexander Schmid. Er hat für die Management- und Technologieberatung BearingPoint eine Studie geleitet, die sich mit der "Bürokleidung der Zukunft" auseinandersetzt. Man ist der Frage nachgegangen, wie sich das Verhältnis von Büroangestellten in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu ihrer Arbeitskleidung in den vergangenen beiden Jahren verändert hat.
Ein Ergebnis: 62 Prozent der mehr als 1000 befragten Büroangestellten haben auch weiterhin nach Rückkehr in die Büros vor, am Arbeitsplatz T-Shirts und Sweater zu tragen. Wer darauf hoffe, dass mit dem Auslaufen vieler Homeoffice-Regelungen in Unternehmen automatisch eine Rückkehr zu den alten Dresscodes einhergehe, dürfte jedenfalls enttäuscht werden, heißt es in der Studie.
Dazu passt auch diese Zahl: Wurden 2019 noch durchschnittlich 1176 Euro für Bürokleidung ausgegeben, seien es in den Pandemiejahren jeweils nur noch gut 480 Euro gewesen. BearingPoint hat daraus Handlungsempfehlungen für Firmen abgeleitet: So können "Smart Dresscode Contracts" eine Lösung sein, gewissermaßen als Vereinbarungen, die einerseits anlassbezogen bestimmt werden und andererseits mit der Belegschaft ausgehandelt sind.
Empfohlen wird, Bürokleidung im Kontext der Arbeit zu thematisieren und über Sinn und Zweck der Kleidung zu sprechen. Es müsse klar sein, dass die Grenze zwischen Dresscodes nicht deckungsgleich mit jener zwischen Homeoffice und Büro ist.
"Medial sehr präsente US-Topmanager setzen seit Jahren auf legere bzw. sportliche Kleidung. Das ist nun auch in den Traditionsunternehmen angekommen", sagt Markus Seme, Geschäftsführer von BearingPoint am Standort Premstätten. Aus den Chefetagen weitgehend verbannt scheint die Krawatte: Laut Erhebung sehen sich nur noch unter zwei Prozent der Office-Kräfte zukünftig täglich mit Krawatte oder Halstuch im Büro. "Business-Kleidung ist auch zu einem Statement, zum Ausdruck eines Lebensstils geworden. Die berufliche Mode steht für Werte wie Umweltbewusstsein, Nachhaltigkeit, Agilität oder Innovation."
Die glattgebügelte Krawatte passe da vielfach nicht mehr rein, sagt Seme. Ähnliches gilt übrigens auch für Frauen im Kostüm. Das sei – wie bei den Männern – wohl auch auf eine neue Generation von Führungskräften zurückzuführen, die sich von uniformierten Dresscodes befreie. Nicht überbewerten will Seme die durchschnittlichen Ausgaben für Bürokleidung. "Oft sind die Designer-Sneakers teurer als früher der gesamte Anzug."